Kommentar Auf Distanz

Uli Hoeneß bleibt Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG. Vorerst. Das beschloss das Gremium gestern auf einer Sitzung und teilte es dem Fußballvolk in einer recht dürren Presseerklärung mit. Aussagekräftig wird der Text vor allem durch das, was nicht drinsteht.

Da ist weder die Rede von "Vertrauen" noch von "Rückendeckung". Nicht einmal von "herausragenden Verdiensten", die sich Hoeneß zweifellos um den Club erworben hat. "Im Interesse des FC Bayern" wurde die Entscheidung gefällt und nicht im Interesse von Uli Hoeneß. Schließlich haben die Münchner noch zwei Endspiele vor der Brust. Es gilt deshalb, die nicht mehr zu bändigende Unruhe so klein wie möglich zu halten.

Der Aufsichtsrat hat das klug gemacht. Hätte er das Angebot von Hoeneß angenommen, sein Amt ruhen zu lassen, wäre das in gewissem Sinne eine Vorverurteilung gewesen. Gleichzeitig fiel der Vertrauensbeweis derart wachsweich aus, dass die Skepsis ins Auge springt. Keine Frage, wichtige Entscheidungsträger und Financiers des Vereins gehen auf Distanz zu dem Mann, der den FC Bayern erst richtig groß machte.

[kein Linktext vorhanden]Als Person mag Hoeneß - mit großem Geld- und Gesichtsverlust - einigermaßen heil aus der Geschichte rauskommen. Ging seine Selbstanzeige rechtzeitig ein, wirkt sie strafbefreiend. Für einen Funktionär hingegen läuten solche Erklärungen in der Regel den Anfang vom Ende ein. Und wie die Sache auch ausgeht, Hoeneß bleibt ein Steuerhinterzieher im großen Stil.

Es geht mittlerweile längst nicht mehr darum, wie Hoeneß' Taten zu bewerten sind. Insofern gab es gestern nur eine Neuigkeit: Der FC Bayern kämpft nicht mehr um seinen ehedem wichtigsten Mann.

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