Kommentar Algerien - Wahlfarce in Algier
Das nordafrikanische Riesenland Algerien hat schon länger den Ruf, nicht mehr als eine arabische Fassadendemokratie zu sein. Die Bestätigung des schwer kranken und altersschwachen Staatspräsidenten Abdelaziz Bouteflika, der seit 1999 im Amt ist, scheint dieses Bild zu bestätigen.
Die Opposition spricht von einer Wahlfarce. Und die Nachrichten, welche aus dem rohstoffreichen Wüstenstaat auf der anderen Seite des Mittelmeeres kommen, sprechen dafür, dass diese Einschätzung korrekt ist.
Die Betrugsvorwürfe sind umso bedenklicher, als Algerien für Europa ein wichtiger Partner ist. Das flächenmäßig größte Land Afrikas - es ist sieben Mal größer als Deutschland - ist ein bedeutender Gaslieferant für die Europäische Union. Und zwar der drittgrößte nach Russland und Norwegen. Und die EU, zusammen mit den USA jetzt schon algerischer Hauptkunde, will die Zusammenarbeit mit Algerien sogar noch weiter ausbauen - vor allem, um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu verringern.
Wegen dieser strategischen Bedeutung Algeriens schauen westliche Diplomaten großzügig über das Wahltheater und die Demokratiedefizite hinweg. Dem Westen ist ein zwar autoritärer, aber halbwegs stabiler Staat lieber als noch ein arabischer Frühling mit ungewissem Ausgang.
Politische Gewalt und Chaos in in den nordafrikanischen Nachbarländern Ägypten und Libyen haben die Begeisterung für revolutionäre Bewegungen gebremst. Nur in Tunesien gibt es bisher einen Schimmer berechtigter Hoffnung auf einen demokratischen Wandel.