Kommentar Ärztehonorare - Mängel im System

Das sei "kein Glanzstück der Selbstverwaltung" im Gesundheitswesen gewesen, meinte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zum Honorarstreit zwischen Ärzten und Krankenkassen. Das ist noch milde ausgedrückt. Auf Bundesebene dürfte nun nach der Einigung am späten Dienstagabend das Hauen und Stechen ein Ende haben, in den Regionen geht es aber weiter.

Die Verteilkämpfe zwischen den Ärzten werden nun eine Ebene tiefer fortgesetzt. Dafür sorgt das Versorgungsstrukturgesetz, das erst in diesem Jahr in Kraft getreten ist. Erfahrungswerte kann es also noch nicht geben.

Dass gestern trotz der Einigung vom Vorabend Tausende Praxen bundesweit als Zeichen des Protestes geschlossen waren, zeigt, wie hoch der Unmut bei etlichen niedergelassenen Ärzten ist. Allerdings sollten sich alle Wut-Ärzte ehrlich fragen, auf wen sich ihr Zorn richtet.

Die Krankenkassen haben Milliarden gehortet, die Begehrlichkeiten wecken. Doch die Überschüsse sind nur eine vorübergehende Erscheinung und im nächsten Abschwung schnell weggeschmolzen.

Ein langjähriger Ärztefunktionär hat jetzt ausgepackt. Er berichtet, wie sich die Mediziner hinter den Kulissen gegenseitig die Honorartöpfe streitig machen. Bei der Verteilung der Gelder liegt vieles im Argen. Das Versorgungsstrukturgesetz eröffnet Chancen, die aber schwächere Ärztegruppen möglicherweise gar nicht so nutzen können. Bahrs Kritik an der Selbstverwaltung kann auch eine Drohung sein, nächstes Mal selbst einzugreifen.

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