Gudrun Hillmann: "Vom Luftschutzbunker zum KulturBunker"

Die Initiatorin vom Kunstverein Bad Godesberg über die sinnvolle Nutzung der Stätte aus dem Zweiten Weltkrieg

Bad Godesberg. Der frühere Luftschutzbunker unter der Godesburg ist vom Bund in die Obhut der Stadt Bonn übergeben worden. Was soll mit ihm geschehen? Der Kunstverein Bad Godesberg möchte ihn als KulturBunker nutzen. Die Godesberger Künstlerin Gudrun Hillmann erläutert ihre Idee im Gespräch mit Felix Gutschmidt.

General-Anzeiger: Vor einem halben Jahr hat der Kunstverein Bad Godesberg die Kunst ins Klo geholt, jetzt soll die Kunst in den Bunker. Wie sind Sie darauf gekommen?

Gudrun Hillmann: Im vorigen Jahr war ich zusammen mit Bürgermeister Horst Naaß und Zeitzeugen in dem früheren Luftschutzbunker. Es war ein bedrückendes Erlebnis vor dem Hintergrund der Schrecken des 2. Weltkriegs, die in diesem Bunker manifest geworden sind. Da kam mir die Idee, dass dieses Bauwerk aus einer Epoche der Zerstörung eine Stätte für Kreativität werden könnte. Vom Luftschutzbunker zum KulturBunker!

GA: Ist der kalte und feuchte Bunker denn dafür überhaupt geeignet?

Hillmann: In einem Bunker kann man sich nicht lange aufhalten, das ist richtig. Aber auch in der Kürze kann Kunst sich darstellen, Neues schaffen und verändern. Wir denken an Ausstellungen von bis zu drei Tagen und Aktionen von nur wenigen Stunden. Da die Akustik im Bunker gut ist, sind auch Aktionen mit musikalischer Begleitung oder Konzerte möglich.

GA: Am Wochenende ist Premiere. Haben Sie für die Eröffnung bewusst den Nationalfeiertag gewählt?

Hillmann: Der 3. Oktober ist für viele doch nur ein arbeitsfreier Tag. Für die Besucher unserer KulturBunkerKunst könnte dieser Tag den Sinn der Rückbesinnung und des Nachdenkens erhalten. Und am dritten Tag hat die Freude ihre Zeit.

GA: Wie geht es dann mit dem Bunker weiter?

Hillmann: Wir sind bereit, nach dieser Premiere die Kunst drei bis vier Mal im Jahr einkehren zu lassen. Wir denken an eine Veranstaltung am 5. Februar anlässlich des 93. DADA-Geburtstags. Für Dadaisten ist der Bunker die ideale Spielstätte, ist DADA doch 1916 mitten im Krieg als pazifistische Erhebung der Kunst entstanden. Auch für andere Künstlergruppen und Vereinigungen sollte der Bunker zur Verfügung stehen. Aber zum Juxbunker oder Partykeller mit Alkoholgelagen eignet er sich nicht.

Zur Person

Gudrun Hillmann, Jahrgang 1946, fühlt sich von Kindesbeinen an zur Kunst gezogen. Sie ist Mitglied im Godesberger Kunstverein und der Godesberger Künstlergruppe. Neben der Malerei beschäftigt sie sich zunehmend auch mit Literatur. Regelmäßig verfasst sie Lyrik und Kurzgeschichten. Das Projekt KulturBunkerKunst entwickelte sie vor knapp einem Jahr.

KulturBunkerKunst im Bunker Bad Godesberg unter der Godesburg

3. bis 5. Oktober 2008

Projekt "Krieg und Frieden" - Ausstellung, Lesungen und Musik im Bunker, Eingang Burgstraße (an der Überbauung)

Freitag, 3.10., 17 bis 20 Uhr, Begrüßung und Einführung Dr.Elmar Hucko und Gudrun Hillmann

Eröffnung der Ausstellung: Bürgermeister Horst Naaß, Objekte und Skulpturen von Künstlern des Kunstvereins Bad Godesberg, Fotoausstellung, Lesung Gudrun Hillmann und Jutta Roth,

Jürgen Heck fotografiert Zeitzeugen, Bericht von einem Zeitzeugen, Konstantin Gockel (Violine) spielt "Dunkle Zeichen" (Komposition für dieses Projekt)

Samstag, 4.10., 15 bis 18 Uhr, Ausstellung "Krieg und Frieden", Jürgen Heck: Zeitzeugen-Portraitfotos, "Die Schattenspringer": Lesung "Krieg und Frieden", Herbert Kositz spielt Zither

Sonntag, 5.10., Ausstellung "Krieg und Frieden", Musikschule Bäcker: Variationen für Saxophon

Happening mit Christaian Mai, Beethovens "Hymne an die Freude"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort