Interview mit Antoine Monot jr. Ferien in Irlenbusch

Bonn · Man kennt ihn als "Tech-Nick" aus der Werbung. Doch Antoine Monot jr. hat noch mehr in seinem Portfolio: Er ist Schauspieler, Comedian, Produzent, Funktionär - und eigentlich ein Rheinländer.

 Antoine Monot: Der vielbeschäftigte Schauspieler hat zurzeit besonders viel Erfolg als Werbeikone.

Antoine Monot: Der vielbeschäftigte Schauspieler hat zurzeit besonders viel Erfolg als Werbeikone.

Foto: Josef Fischnaller

Seit Antoine Monot jr. in den Werbespots eines Elektronikmarktes den stummen Experten "Tech-Nick" verkörpert, kennt jeder sein Gesicht. Dabei ist der vollbärtige Schauspieler, der die schweizerische und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, schon seit vielen Jahren im Geschäft. Er spielte in Kinofilmen wie "Der Wixxer", "Absolute Giganten" und "Resturlaub" mit. Er hat regelmäßige Einsätze in den TV-Reihen "Tatort" und "Ein Fall für zwei". Sein aktuelles Projekt: Im ZDF gehört der 40-Jährige zum Ensemble der Comedy-Reihe "Sketch History", in der historische Ereignisse komödiantisch interpretiert werden. Neue Folgen sind ab kommenden Freitag zu sehen. Monot ist zudem Filmproduzent, Funktionär beim Bundesverband Schauspiel und Gründer eines Filmfestivals in Zürich. Und: Er ist gebürtiger Rheinbacher. Mit Monot sprachen Cornelia Wystrichowski und Heinz Dietl.

Herr Monot, Sie sind in der Schweiz aufgewachsen, wohnen in München und kamen in Rheinbach zur Welt. Wie hängt das alles zusammen?
Antoine Monot: Ich bin in Rheinbach geboren, weil meine Eltern dort gerade Urlaub gemacht haben und ich vier Wochen zu früh auf die Welt gekommen bin.

Eine Schweizer Familie macht Urlaub in Rheinbach?
Monot: Ja, in Irlenbusch. Die Schwester meiner Mutter lebte dort. Als Kind habe ich oft meine Ferien in Irlenbusch verbracht. Grüne Wiesen, Spaziergänge, Hunde, den ganzen Sommer im Freien. Schöne Erinnerungen.

Zurzeit sind Sie sehr populär als Werbefigur Tech-Nick. Hatten Sie diesen Hype erwartet?
Monot: Nein, ich habe im Leben nicht damit gerechnet. Ich war davor anderthalb Jahre Testimonial für ein Telekommunikationsunternehmen, aber das hat keinen Hype auslöst.

Wie sind Sie an die Rolle des Verkäufers gekommen?
Monot: Durch ein Casting. Bundesweit wurden 200 Kandidaten gecastet. Die beiden Kreativen Till Diestel und Friedrich von Zitzewitz hatten sich die Figur ausgedacht. Als sie den Tech-Nick entwickelt haben, lief gerade der Bremer "Tatort" mit mir. Das hat sie wohl beeindruckt.

Sie sind vielbeschäftigter Schauspieler und Produzent. Warum nehmen Sie noch an Castings teil?
Monot: Das ist ein Teil meines Berufes. Ich bin Schauspieler, und wenn es eine Möglichkeit gibt, damit auch Geld zu verdienen, bin ich gerne dabei.

Ist es nicht merkwürdig, wenn man als ernsthafter Schauspieler ausgerechnet mit Werbespots so bekannt wird?
Monot: Diese lustigen Filme werden mit sehr viel Aufwand produziert. Der Unterschied ist nur, dass auf meinem Hemdkragen der Schriftzug des Elektronikmarktes steht. Für einen Schauspieler wird es heute immer schwieriger, in der großen Vielfalt von Medien überhaupt wahrgenommen zu werden. Mit der Tech-Nick-Rolle jeden Tag in den Wohnzimmern der Menschen zu sein, hat mir zu einem irren Schub verholfen. Ich bin wahnsinnig dankbar für die Popularität, die ich bekommen habe.

Ist Schauspieler ein Traumberuf? Die Frage geht an Sie als Funktionär, als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Schauspiel (BFFS).
Monot: Wir haben als Verband mit der Uni Münster eine Studie erstellt. Ergebnis: 70 Prozent der deutschen Schauspieler verdienen brutto pro Jahr bis zu 30 000 Euro. Drei Prozent verdienen 100.000 Euro und mehr. Der BFFS setzt sich für eine angemessene Vergütung und vor allem auch für angemessene Mindestgagen von Schauspielern ein.

Steht Ihnen das Werbe-Image nicht im Weg, wenn es darum geht, ernsthafte Rollen zu spielen?
Monot: Im Gegenteil. Mir werden jetzt viel mehr Rollen angeboten. Außerdem weiß in der Branche jeder, dass ich nicht nur ein Werbefuzzi bin, sondern auch ernsthaft kann. Wäre es anders, hätte ich zum Beispiel nicht vor kurzem die Rolle im Schweizer "Tatort" gespielt.

Nach Ihrer Rolle als Heckenschütze im "Tatort" wurde in den sozialen Medien allerdings über den ungewohnten Auftritt von Tech-Nick gespottet, oder?
Monot: Die Leute haben nicht gespottet, sondern im Internet wahnsinnig lustige Bemerkungen gemacht. Da stand zum Beispiel: "Ich werde nie wieder zu einem Elektronikverkäufer sagen: Schießen Sie los!" Ich habe mich köstlich amüsiert über diese Späße.

In der ZDF-Comedy-Reihe "Sketch History" schlüpfen Sie in verschiedene Rollen. Was ist das Konzept?
Monot: Wir wollen mit "Sketch History" beweisen, dass auch deutsche Fernsehschaffende durchaus lustig sein können. Wir machen Sketche, die eine historische Verankerung haben. Es gibt zwei witzige Pestfrauen, es gibt Julius Cäsar, großartig gegeben von Max Giermann.

Und was ist Ihr Auftrag?
Monot: Ich spiele einen Offizier bei der Meuterei auf der Bounty, ich spiele die Päpstin, ich bin ein Ritter der Tafelrunde. Und hinter den Kulissen, in der Maske, gab es viele herrlich Momente, wenn etwa die Mutter Gottes auf Hitler traf. Wir haben zehn Folgen gedreht, die bis Sommer laufen.

Benötigt man historisches Wissen, um über solche Bildungsscherze lachen zu können?
Monot: Ich denke, mit der Sendung sind wir im ZDF genau richtig angesiedelt. Dort gibt es ein historisch interessiertes Publikum, das die einschlägigen Wissensformate anschaut, die der Sender im Programm hat, und da docken wir an. Zum anderen haben wir aus den historischen Epochen Stoffe ausgewählt, die wirklich jeder kennt. Johanna von Orleans, die Ritter der Tafelrunde, John F. Kennedy - von denen hat jeder schon mal gehört. Selbst wenn ich nicht allzu viel wissen sollte über Napoleon, weiß ich aber doch: Das war ein kleiner Typ, der immer die Hand im Hemd stecken hatte.

Kann man bei Ihnen etwas dazulernen?
Monot: Wir können vielleicht den Anstoß liefern, mal bei Wikipedia etwas nachzulesen, aber wir machen kein Bildungsfernsehen. In allererster Linie wollen wir die Zuschauer auf eine intelligente Art zum Lachen bringen, die Leute sollen sich zurücklehnen und Spaß haben.

Welche historische Persönlichkeit würden Sie denn gerne mal kennenlernen?
Monot: Marilyn Monroe würde ich wahnsinnig gerne mal treffen, Romy Schneider finde ich ganz spannend, Tschaikowski und Klaus Mann. Menschen, die zwar auf ihre Art Weltstars waren, die aber anscheinend nie richtig glücklich wurden, verloren wirkten, sich in dem Leben, in dem sie waren, falsch gefühlt haben. Diese innere Zerrissenheit finde ich spannend.

Sie haben einmal gesagt, dass Ihr eigenes Rollenfach der "Loveable Loser" sei und nicht der strahlende Held. Ist Ihnen dieses Profil tatsächlich lieber?
Monot: Es macht mehr Spaß, eine Figur zu spielen, die Ecken und Kanten hat. Wenn sie nicht eine glattgeschliffene Murmel ist, die vor sich hin rollt, sondern kleine Widerstände hat. Ich orientiere mich an Schauspielern wie Adam Sandler oder Jim Carrey.

Wie haben Sie erkannt, dass genau das Ihr Rollenfach ist?
Monot: Ich habe mich intensiv mit Marketingfragen auseinandergesetzt. Jedes Unternehmen muss sich doch überlegen: Was zeichnet mich aus, warum bin ich der bessere Blumenladen als der zwei Straßen weiter? Was ist das Spezielle an mir? Das war eine sorgfältige Suche nach meinem Alleinstellungsmerkmal.

Auf Ihrer Internetseite führen Sie akribisch Buch: Haben Sie tatsächlich schon in 87 Filmen mitgewirkt?
Monot: Es gibt ein Filmlexikon im Internet, dort sind meine Filme offiziell gelistet.

Und was ist mit den "15 Filmküssen" und "drei Sexszenen", die Sie auflisten?
Monot: Die haben alle so stattgefunden, ja.

Hat's denn Spaß gemacht?
Monot: Das ist nicht die Frage. Es ist ein sehr technischer Vorgang. Man hofft immer, dass die Zähne sauber sind, dass der Atem rein ist. Und man hofft es von seinem Filmpartner auch.

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