WLAN mit 802.11ac: Wer den Turbo fürs Heimnetz braucht

Berlin · Berlin (dpa/tmn) - Für schnelle Onlinespiele und Fernsehen aus dem Netz holen sich viele Nutzer ihre Daten bisher per Kabel auf den Rechner. Mit dem neuen WLAN-Standard 802.11ac soll das dank höherer Übertragungsraten auch drahtlos gehen. Lohnt sich der Umstieg?

 Blitzschnell unterwegs: Mit dem Standard 802.11ac steigt die Surfgeschwindigkeit im WLAN spürbar - wenn der Internetanschluss mitspielt. Foto: Monique Wüstenhagen

Blitzschnell unterwegs: Mit dem Standard 802.11ac steigt die Surfgeschwindigkeit im WLAN spürbar - wenn der Internetanschluss mitspielt. Foto: Monique Wüstenhagen

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Doppelt so schnelle Downloads wie bisher: Das verspricht der neue WLAN-Standard 802.11ac, Nachfolger des bisherigen Spitzenreiters 802.11n. Während der theoretisch Geschwindigkeiten von bis zu 600 Megabit/s (MBit/s) schafft, sind mit ac-WLAN auf dem Papier 1300 MBit/s und mehr möglich. Die tatsächlichen Datenraten sind von diesen Spitzenwerten allerdings weit entfernt.

Realistisch sind für 802.11ac im Idealfall, also ohne Funkstörungen und undurchlässige Wände, Werte um 300 MBit/s - im Vergleich im n-WLAN ist das noch immer deutlich schneller. Besonders bemerkbar macht sich der Temposchub außerdem, wenn ein WLAN-Router mehrere Geräte gleichzeitig bedienen muss, sagt Johannes Weicksel vom IT-Verband Bitkom.

Für den Umstieg brauchen Nutzer vor allem eine Netzwerk-Schaltzentrale, die das ac-Signal senden kann. "Bei den Routern gibt es genügend Auswahl", erklärt Weicksel. Ein Aufrüsten der alten Geräte durch Adapter oder Software-Updates ist dagegen nicht möglich.

Allerdings ist mit dem ac-Router allein noch nichts gewonnen. Die verwendeten Geräte wie Notebook, PC, Smartphone oder Fernseher müssen die extrabreiten Funkkanäle des ac-WLAN ebenfalls beherrschen. "Wenn Sie ein Notebook oder Smartphone haben, das nur im Bereich von 2,4 Gigahertz funkt, lohnt sich der Umstieg nicht", erklärt Reiko Kaps von der Computerzeitschrift "c't". 802.11ac wird ausschließlich auf der 5-Gigahertz-Frequenz übertragen - bei 2,4-Gigahertz-Geräten kommt der schnelle Netzzugang also gar nicht erst an. Das heißt aber nicht, dass die alten Geräte gar nicht mit neuen Routern ins Netz gehen können.

Im Gegensatz zu den Routern selbst ist es bei den Endgeräten außerdem möglich, den ac-Zugang nachzurüsten. "Notebooks finden durch USB-Adapter wieder Anschluss an den neuen ac-Router, und mit kleinen Media-Bridges können Sie TV und Konsole ins schnelle WLAN einbinden", erklärt Kaps. Die Kosten für die Bridges liegen nach Angaben des Redakteurs zwischen 70 und 100 Euro, USB-Adapter gibt es schon ab 35 Euro.

Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hält die Investition allerdings noch für überflüssig: "Für den normalen Haushalt gibt es keinen zwingenden Grund, umzusteigen." Denn der höhere Datendurchsatz im WLAN hat natürlich keinen Einfluss auf die Bandbreite des Internetanschlusses: "Wenn der Downlink vom Provider nicht der Beste ist, wird die Verbindung zum Netz auch durch den Router nicht schneller", sagt auch Bitkom-Experte Weicksel.

Verbraucherschützer Gundall kann sich daher kaum Anwendungen vorstellen, bei denen der bisherige Standard 802.11n nicht ausreicht: "Wenn man mit zwei Fernsehern gleichzeitig vom Medienreceiver in HD-Qualität schauen will", könne das Bild zu ruckeln beginnen, "aber für die große Mehrheit der Haushalte ist das sicher kein Problem", erläutert der Experte.

Wer doch einen neuen Router kaufen will, findet nach Angaben von Reiko Kaps Geräte ab etwa 100 Euro. Allerdings muss man die Geräte auch nicht unbedingt kaufen: Wenn mal wieder die Verlängerung des Vertrags anstehe, können Verbraucher beim Provider auch einfach nach einem neuen Router fragen, rät Michael Gundall. Eventuell stehen dann schon Geräte mit dem neuen Standard zur Auswahl.

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