Landeskriminalamt NRW informiert Pädophile oft auch auf Facebook aktiv

Düsseldorf · Kriminelle tauschen offenbar ungeniert kinderpornografisches Material in sozialen Netzwerken aus. Laut dem Landekriminalamt NRW machen die Anbieter der Plattformen zu wenig dagegen.

 Mit einem Portscan kann man ermitteln, wie anfällig ein Router für Angriffe ist.

Mit einem Portscan kann man ermitteln, wie anfällig ein Router für Angriffe ist.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) warnt vor Pädophilen, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind und entsprechende Bilder auf diesen Plattformen austauschen. „Solches Material wird im ganz normalen Internet angeboten, dafür muss man nicht ins Darknet gehen“, sagte Sven Schneider, Dezernatsleiter im Cybercrime-Kompetenzzentrum des LKA, unserer Redaktion.

Dieses Phänomen ist laut LKA im Internet omnipräsent. So würden auf Facebook entsprechende Bilder getaucht werden, so Schneider. Vor allem aber würde über diese Plattform die Anbahnung zwischen Pädophilen passieren. „Um an neues Material heranzukommen, wenn man es nicht selbst produziert, muss man ja mit anderen in Austausch kommen. Man muss in Kontakt kommen mit Gleichgesinnten“, so der leitende LKA-Ermittler.

Auch bei Youtube gebe es laut LKA Bilder, die zum Beispiel ein kleines Mädchen zeigten, das Sport mache oder aus der Dusche käme. Das Video werde dann innerhalb der Szene geteilt. „Und dann werden darunter in den Kommentaren Hinweise geschrieben: wie ,Interessant wird es ab Minute zwei oder so. Und dann sieht man an der Stelle das nackte Gesäß des Kindes“, so Schneider. In diesen Kommentaren sehe man ganz oft Anbahnungen und lese Sätze wie: ,Ich bin auch interessiert“, so der Ermittler. „Dagegen tut Youtube tut zu wenig“, kritisierte Schneider.

Erkenntnisse sind erschreckend

Der NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Michael Mertens, forderte die Anbieter von sozialen Medien auf, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht möglich ist. „Facebook und Co haben auch eine soziale Verantwortung. Ihr ethischer Anspruch muss es sein, dass solche Bilder nicht auf ihren Seiten getaucht und gepostet werden können“, so Mertens.

Verena Schäffer, innenpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, bezeichnete die Erkenntnisse des LKA als erschreckend. „Wir werden den Innenminister in der kommenden Sitzung des Innenausschusses um eine Erläuterung und Einschätzung dieser Fälle bitten“, kündigte sie an. Schäffer forderte die Anbieter der Plattformen auf, rechtswidrige Inhalte, die Nutzer posteten, zu entfernen, wenn ein entsprechender Gerichtsbeschluss vorliege.

Die AfD findet es skandalös, dass so etwas in den sozialen Netzwerken möglich ist. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf, wobei der Staat das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand nehmen muss“, sagte AfD-Sprecher Michael Schwarzer.

Gehört zu den wichtigsten kinderpolitischen Aufgaben

Für die CDU-Fraktion gehöre der Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zu den wichtigsten kinderpolitischen Aufgaben, erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Bodo Löttgen. „.Dabei müssen sich Politik und Gesellschaft endlich darauf verständigen, dass der Schutz von Daten nicht über dem Kinderschutz stehen darf“, betone Löttgen. „Wir wollen Ermittlungsbehörden alle Instrumente an die Hand geben, Kindesmissbrauch und Kinderpornographie zu verhindern. Sie müssen überall gegen Kinderpornographie ermitteln können, auch im sogenannten Darknet“; so Löttgen.

Laut Polizei tragen auch Eltern mit ihrem Verhalten dazu bei, dass Pädophile auf Facebook aktiv sind. „Viele veröffentlichen Bilder von ihren Kleinsten in den sozialen Medien. Und das nicht selten für jedermann sichtbar“, so ein Polizeisprecher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort