Netz-Trends Facebook bald das Soziale Netzwerk für Ältere?

Bonn · Ein Nutzerwandel bei Facebook deutet sich an. Die jüngsten Zahlen belegen das: Die Teenager brechen dem "Freunde-Netzwerk" mehr und mehr weg. Bei den Rentnern dagegen konnte Facebook zulegen.

Eigentlich sind die Nutzerzahlen in Deutschland für Facebook zufriedenstellend: Im letzten Jahr konnte das Freunde-Netzwerk um insgesamt elf Prozentpunkte zulegen. Das ist ein Rekordzuwachs. Damit sind aktuell 76 Prozent der Internet-Nutzer ab 14 Jahren in Deutschland bei Facebook unterwegs.

Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren etwas gravierendes verändert. Bei genauer Analyse der Zahlen verliert Facebook gerade unter den Teenagern weiter an Attraktivität. Bei den Älteren hingegen gab es starke Zugewinne. Dies zeigt der aktuelle Social-Media-Atlas der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna.

Noch vor drei Jahren war Facebook bei den Teenagern besonders beliebt: damals nutzten das Netzwerk 89 Prozent der 14-19-jährigen Onliner. Das hat sich bis heute jedoch gravierend verändert. Denn nur noch 61 Prozent der Internet-Nutzer zwischen 14 und 19 Jahren sind auf Facebook unterwegs. Die geringste Quote in allen Altersgruppen.

Konstant hoch blieb die Nutzung unter Twens. Aktuell verwenden 89 Prozent der Onliner zwischen 20 und 29 Jahren Facebook.

"Silver Surfer" lösen Teenies ab

Dass die Nutzer-Zahlen insgesamt sehr gut sind, hat einen trifftigen Grund: Bei den älteren Nutzern jenseits der 30 legte Facebook kräftig zu: In der Gruppe der 30 bis 39-Jährigen stieg die Nutzung um 16 Prozentpunkte, bei 40 bis 49-Jährigen um 12 Prozentpunkte und bei den 50 bis 59-Jährigen um 20 Prozentpunkte. Am stärksten fiel der Zuwachs mit 23 Prozentpunkten bei den "Silver Surfern" ab 60 Jahren aus: Sieben von zehn Onlinern ab 60 nutzen jetzt Marc Zuckerbergs Netzwerk.

Somit ist Facebook nur noch unter den Ältesten ab 50 und 60 das beliebteste Soziale Medium. In allen anderen Altersgruppen liegt YouTube an der Spitze. Teenager nutzen darüber hinaus auch häufiger Instagram (84 Prozent) und Snapchat (82 Prozent) als Facebook.

"Das Netzwerk Facebook wird mittelfristig an Nutzern verlieren", prognostiziert Dr. Roland Heintze, Geschäftsführender Gesellschafter und Social-Media-Experte des Faktenkontors. "Denn wer heute als Teenager Facebook nicht nutzt, wird als Twen kaum damit anfangen. Und auf Dauer wird Facebook den wegbrechenden Nachwuchs nicht mehr durch zusätzliche User aus älteren Zielgruppen ausgleichen können."

Dennoch kann das Netzwerk-Konzern positiv in die Zukunft blicken. Der zur Unternehmengruppe gehörige Messenger-Dienst WhatsApp wird von 98 Prozent der 14- bis 19-jährigen Onlinern genutzt. Somit kann Facebook auch weiter über die wervollen Daten der Teenies verfügen.

Repräsentative Umfrage

Für den aktuellen Social-Media-Atlas der PR-Agentur Faktenkontor (Hamburg, Januar 2018) wurden 3500 nach Alter, Geschlecht und Bundesland repräsentative Internetnutzer ab 14 Jahren in Form eines Online-Panels zu ihrer Social-Media-Nutzung befragt. Erhebungszeitraum war das vierte Quartal 2017. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.

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