Gamescom Der Dom in neuem Licht

Köln · Drei Nächte lang erfüllen elektronische Klänge, Lichtinstallationen und Düfte die Kathedrale. Anlass ist die Kölner Videospielmesse Gamescom.

Vorfreude: Musiker Andy Kaufhold, Dompropst Gerhard Bachner, Piet Blank, Jaspa Jones und Matthias Sellmann (v. links) verwandeln den Dom in ein Gesamtkunstwerk.

Vorfreude: Musiker Andy Kaufhold, Dompropst Gerhard Bachner, Piet Blank, Jaspa Jones und Matthias Sellmann (v. links) verwandeln den Dom in ein Gesamtkunstwerk.

Foto: Rüdiger Franz

Wenn es dunkel wird in Köln, dann leuchtet, klingt und duftet es im Kölner Dom. Das Phänomen hat einen Namen: SilentMOD, so haben es die Ideengeber der bislang einzigartigen Installation getauft. Noch zwei Abende lang, bis Samstag, ist das Gesamtkunstwerk in der Kathedrale zu erleben. Besonders geeignet ist es für Nachteulen: Jeweils zwischen 22 und 2 Uhr inszeniert eine ganze Mannschaft das Gotteshaus mit Lichttunneln, elektronischer Musik und einem eigens kreierten Duft. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Um möglichst viele Menschen in den Genuss kommen zu lassen, sollen die Besucher das Kirchenschiff durchschreiten.

Domprobst Gerd Bachner ist die Vorfreude anzumerken: „Das wird ein Mega-Ereignis“, sagt er bei der Vorstellung des Projekts, die – gemessen an anderen Medienterminen des Kölner Doms – einen wahren Ansturm ausgelöst hat. „Wir möchten die jungen Menschen damit einladen, sich den Dom als 'Server', also als Kraftquelle neu zu erschließen“, erklärt der Hausherr des Weltkulturerbes seine Beweggründe. Die Begriffe sind nicht zufällig gewählt: Wenn anlässlich der Videospielmesse Gamescom schon rund 500 000 junge Leute in die Domstadt strömen, dann könne die Gelegenheit kaum besser sein, den Besucherstrom auch in das weltberühmte Gotteshaus zu lenken, so die Gedanken, die im Domkapitel schließlich zu dem ungewöhnlichen Entschluss geführt haben. Allerdings gesteht auch der Dompropst ein, dass ihm die Idee „zunächst ganz fremd“ erschienen sei. Der zweite Eindruck sei dann jedoch von „Qualität und Tiefgang“ geprägt gewesen. Nicht missionieren, sondern magnetisiere, so laute das Motto, sagt Bachner.

Projektpartner ist das Zentrum für angewandte Pastoralforschung der Ruhr-Universität Bochum (ZAP) unter Mitarbeit von Theologen, Biologen und Maschinenbauern. Die Gesamtkosten von rund 300 000 Euro werden größtenteils von Spendern und Sponsoren getragen. Etwa 50 000 Euro für das Sicherheitskonzept sowie für die etwa 40 jugendlichen Freiwilligen kommen aus Kirchensteuermitteln.

Schon die Probe am Mittwochabend im noch leeren Dom ist eindrucksvoll. Nebelschwaden empfangen die Besucher. In blau pulsierendem Licht erstrahlen die Turmhelme des Mittelschiffs. Mancher denkt an eine geheimnisvolle Grotte, andere an ein bekanntes Tankstellenlogo in der Nacht. Nach einer halben Stunde beginnt eine „Supernova“: Sowohl innen als auch außen werden die Wände in goldfarbenes Licht getaucht. Im Altarbereich tasten Lichtroboter den Kirchenraum ab und inszenieren in besonderer Weise das Kreuz über der Achskapelle und den Dreikönigsschrein.

Doch damit nicht genug: Das DJ-Duo Blank & Jones hat eigens für den Anlass elektronische Musik komponiert. Und nicht zuletzt kreierte der Bochumer Duftforscher Hanns Hatt unter anderem aus den Gaben der Heiligen drei Könige, also Weihrauch und Myrrhe, einen Duft, der während der Installation im Dom versprüht wird.

„Wir wollen dem Dom nichts hinzufügen, sondern das Bestehende neu inszenieren“, sagt Projektleiter Matthias Sellmann. Der Musiker Piet Blank berichtet von einer Gänsehaut, die er schon bei den Proben habe. „Es ist schon eine Ehre, die größte Kathedrale Deutschlands bespielen zu dürfen“, so Blank. Dass die Würde des Hauses gewahrt bleibt, steht für Blank außer Zweifel: „Das ist kein Zirkus“, sagt er. Eine eigene CD mit dem Titel „DOM“ wird passend zu dem Projekt am Freitag veröffentlicht.

Zu erleben ist SilentMOD am Freitag und Samstag von 22 bis 2 Uhr. Unter Sicherheitsaspekten werden jeweils „nur“ rund 1500 Menschen auf einmal in den Dom gelassen, somit muss mit Wartezeiten gerechnet werden. Rucksäcke, Gepäckstücke und Anscheinswaffen müssen draußen bleiben. Parallel zur Veranstaltung finden sich im Internet zahlreiche Eindrücke, Hintergründe und Berichte zu SilentMOD, so etwa auf der Facebookseite zum Projekt. Beim Facebookauftritt des Kölner Doms finden sich aktuelle Informationen, Fotos und Live-streams.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort