Interview mit Peter Knaak von der Stiftung Warentest „Mehr Transparenz ist unbedingt erforderlich“

Peter Knaak von der Stiftung Warentest warnt vor Fallen beim Kauf neuer TV-Empfangsgeräte. Bei den Antennen zum Beispiel gebe es große Unterschiede.

 Redakteur bei der Stiftung Warentest: Peter Knaak.

Redakteur bei der Stiftung Warentest: Peter Knaak.

Foto: Peter Knaak

Welche Vorteile hat DVB-T2, wenn künftig die Privatsender nur noch über Gebühren zu sehen sind?

Peter Knaak: Zumindest für die öffentlich-rechtlichen Sender bleibt das Antennenfernsehen ja kostenlos – und ist nun auch in HD-Auflösung zu empfangen. Das Signal ist übrigens hochwertiger als über Kabel und Satellit üblich: DVB-T2 HD sendet Vollbilder mit HD-Auflösung, im Fachjargon 1080p. Ein so hochwertiges Signal liefert sonst nur der Bluray-Player. Fernsehen kam bisher entweder mit weniger Auflösung oder mit Halbbildern herein, da drohen Bildstörungen bei bewegten Szenen.

Gibt es Standorte, an denen DVB-T2 HD nicht funktioniert?

Knaak: Abseits der Ballungszentren und punktuell selbst in der Nähe zum Fernsehsender gibt es kein Bild.

Wie sieht es in Bonn und Köln aus?

Knaak: Auf dem Bonner Venusberg steht ein Fernsehsender und in Köln versorgt der Colonius die Stadt und das Umland mit Fernsehsignalen. Beide sind mit 50 Kilowatt Sendeleistung recht kräftig. In den Haushalten aufgestellte Antennen sollten in aufrechter Position den besten Empfang bieten.

Wenn die Qualität nicht so gut ist, woran liegt das?

Knaak: Gebäude können einen Funkschatten werfen oder stören den Empfang durch Reflexionen. Auch Talsenken oder Erhebungen zwischen Sender und Empfänger verschlechtern den Empfang. Der Abstand zum Fernsehsender limitiert ohnehin die Empfangsmöglichkeiten. Unsere Tests zeigen darüber hinaus große Unterschiede in der Empfangsleistung von Antennen – manche holen Signale sehr gut herein, andere nur mangelhaft. Übrigens sind die auf den Antennenverpackungen aufgedruckten Versprechen für tollen Empfang umso vollmundiger, je schlechter die Antenne wirklich ist.

Worauf muss ich beim Kauf neuer Geräte achten?

Bringt HD-Qualität auf einem alten TV-Gerät einen Vorteil?

Knaak: Ob die Detailfülle von HD zu sehen ist, hängt vom Fernseher ab: Röhrengeräte werden analog über Scart an den Receiver angeschlossen, da gehen viele Details verloren – sinnbildlich etwa drei von vier Bildpunkten. Ältere Flachfernseher mit geringerer Auflösung, sogenanntes HD ready, zeigen praktisch keinen Unterschied, solche mit Full HD bringen jedoch deutlich bessere Bilder.

Welche Kosten kommen bei DVB-T2 HD auf mich zu?

Knaak: Für den Empfänger geht es bei 50 Euro los. Ähnlich sieht es bei Außenantennen aus. Für den Empfang der privaten Sender sind derzeit 69 Euro im Jahr fällig. Mit Preissteigerungen und Extrakosten etwa für besonders interessante Ereignisse, etwa Boxen, ist zu rechnen. Mit der Verschlüsselung des Antennensignals und der Vermarktung der privaten Sender durch Freenet TV ist die Grundlage für Abo- und Bezahlmodelle gelegt. Wir werden das beobachten.

Ruft die Vielfalt der Übertragungswege nach mehr Transparenz?

Knaak: Mehr Transparenz ist unbedingt erforderlich. Allein die jüngsten Abzockertricks etwa von Vodafone sprechen dafür: Die Kunden erhielten amtlich aussehende Briefpost mit dem mahnenden Hinweis auf angeblich fehlgeschlagene Zustellversuche und sollten weitere TV-Pakete abonnieren. Auch die Plakatwerbung von Freenet TV weckte bei uninformierten Bürgern Ängste, sie würden plötzlich ohne Fernsehbild dastehen.

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