Weltweit Demos vor Klimagipfel - Festnahmen in Paris

Paris/London · Vor dem UN-Klimagipfel in Paris haben weltweit Hunderttausende Demonstranten ein entschiedenes Vorgehen gegen die Erderwärmung und mehr Klimaschutz gefordert. Trotz eines Demonstrationsverbots gingen auch in der französischen Hauptstadt Tausende Menschen auf die Straße.

 Auf dem Platz der Republik kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, Vermummte warfen Flaschen und andere Wurfgeschosse. Die Beamten antworteten mit Tränengas und setzten Schlagstöcke ein. Foto: Ian Langsdon

Auf dem Platz der Republik kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, Vermummte warfen Flaschen und andere Wurfgeschosse. Die Beamten antworteten mit Tränengas und setzten Schlagstöcke ein. Foto: Ian Langsdon

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Auf dem Platz der Republik kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, Vermummte warfen Flaschen und andere Wurfgeschosse. Die Beamten antworteten mit Tränengas und setzten Schlagstöcke ein, bis zum Abend wurden nach Angaben des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve 208 Menschen festgenommen.

Rund um den Globus waren über das Wochenende mehr als 2300 Protestaktionen und Demos in 175 Ländern geplant. In Berlin sprach die Polizei von knapp 10.000 Teilnehmern, die Veranstalter von 17.000. Mit Schildern und bunten Attrappen wie einem "Kohlesaurier" zogen die Demonstranten bei Schmuddelwetter in Berlin vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor. Die Veranstalter, darunter Greenpeace, der Naturschutzbund (Nabu) und die Umweltstiftung WWF, forderten einen verbindlichen und gerechten Weltklimavertrag und für Deutschland einen Kohleausstieg bis spätestens 2040 sowie den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2050.

In Brüssel bildeten etwa 4000 Demonstranten eine Menschenkette durch die Innenstadt. Aus Angst vor Anschlägen waren geplante Großdemonstrationen in Belgien abgesagt worden. Besonders viele Demonstranten versammelten sich am Sonntag in London, nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 50 000 Menschen an dem Protestmarsch durch das Regierungsviertel teil. Es waren viele Gruppen angereist, die eigentlich in Paris auf die Straße gehen wollten.

In der australischen Metropole Sydney demonstrierten am Sonntag mehr als 45.000 Menschen. Auch in der Hauptstadt Canberra waren Tausende auf den Beinen. In Washington kamen Tausende Menschen unter anderem vor dem Weißen Haus zusammen. In New York hatten fünf Organisationen Protestmärsche in verschiedenen Bezirken der Neun-Millionen-Stadt angemeldet.

In Frankreich herrscht seit der islamistischen Terrorserie, der am 13. November 130 Menschen zum Opfer gefallen waren, Ausnahmezustand. Öffentliche Kundgebungen sind verboten. Die Pariser Polizei ließ dennoch mehrere Tausend Menschen gewähren, die auf Gehsteigen in der Innenstadt Menschenketten bildeten, um eine Begrenzung der Erderwärmung zu fordern.

Die Bürgerrechtsorganisation Avaaz hatte am Vormittag auf dem Platz der Republik Tausende alte Schuhe aufgestellt. Diese sollten die Demonstranten symbolisieren, die wegen des Kundgebungsverbots nicht kommen konnten. Auch ein Paar Schuhe von Papst Franziskus war darunter. Bei den Ausschreitungen wurde nach Angaben eines Behördensprechers niemand ernsthaft verletzt.

Am Montag werden in Paris 147 Staats- und Regierungschefs zum Auftakt der zwölftägigen UN-Klimakonferenz erwartet. Die Gipfelteilnehmer wollen einen neuen Weltklimavertrag vereinbaren, der ab 2020 gelten soll. Die bisherigen Zusagen der einzelnen Staaten zur Reduzierung ihrer Treibhausgas-Emissionen reichen nicht aus, um das kritische Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Mehrere Inselstaaten sehen ihre Existenz schon bei einem Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad gefährdet.

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