Wirbel um U-Boot-Wrack vor Schweden

Stockholm · Ein vor der schwedischen Ostküste von Tauchern entdecktes U-Boot stammt vermutlich aus dem Ersten Weltkrieg. Bei dem Wrack handele es sich wohl um ein russisches U-Boot, das 1916 mit einem schwedischen Dampfschiff kollidierte und sank, teilte das schwedische Militär mit.

 Schwedisches Minenräumboot: Das U-Boot, das vor der schwedischen Ostküste gefunden wurde, stammt vermutlich aus dem ersten Weltkrieg. Foto: Fredrik Sandberg

Schwedisches Minenräumboot: Das U-Boot, das vor der schwedischen Ostküste gefunden wurde, stammt vermutlich aus dem ersten Weltkrieg. Foto: Fredrik Sandberg

Foto: DPA

Das Unterwasserfahrzeug war in der vergangenen Woche von der Wracksucherorganisation Ocean X Team gefunden worden. Die Taucher hatten ihr Filmmaterial den schwedischen Streitkräften am Montag zur Analyse übergeben.

Der spektakuläre Fund hatte auch außerhalb Schwedens für Schlagzeilen gesorgt. Die Taucher nahmen zunächst an, das U-Boot sei neueren Baujahrs, und die Besatzung könne noch an Bord sein. "Wir konnten keine äußeren Schäden ausmachen, und alle Luken waren geschlossen", sagte einer der Spezialisten. Am Rumpf wollen die Taucher kyrillische Schriftzeichen ausgemacht haben.

Erinnerungen an die einwöchige U-Boot-Jagd in den Schären vor Stockholm im Oktober 2014 wurden wach. Zeugen hatten damals ein unbekanntes Unterwasserfahrzeug auf- und abtauchen sehen. Das schwedische Militär war sicher, dass ein ausländisches U-Boot in die Hoheitsgewässer eingedrungen war. Die Suche blieb aber ergebnislos. Russland hatte jede Beteiligung an dem Vorfall vehement bestritten.

Nun scheint die Sache klarer. Demnach sind Experten in Schweden recht sicher, dass es sich bei dem Wrack um das U-Boot "Som" handelt, das 1901 unter dem Namen "Fulton" in den USA vom Stapel gelaufen und drei Jahre später an Russland verkauft worden war. Am 10. Mai 1916 patrouillierte es in der Ostsee, wo es mit dem Dampfschiff "Ångermanland" zusammenstieß. An Bord waren 18 Mann Besatzung.

In Russland sorgte der Fund ebenfalls für Aufsehen. Der Chef der Organisation der U-Boot-Matrosen in St. Petersburg, Igor Kurdin, sagte der Agentur Interfax: "Stockholm kann das Fundstück nicht einfach heben und etwa ins Museum stellen. Falls es ein U-Boot des Russischen Reiches ist, muss Schweden alle Handlungen absprechen." Er könne sich vorstellen, dass die Fundstelle zum Gedenkort erklärt wird. Dann dürfe dort niemand etwa für Souvenirs hinabtauchen.

Allerdings hat Kurdin leichte Zweifel, dass es sich um die "Som" handelt. Für ein Boot, das fast 100 Jahre auf dem Meeresgrund liegt, sei es erstaunlich gut erhalten. Auch Schäden von einem möglichen Zusammenstoß seien zumindest auf den Bildern nicht sichtbar.

Die schwedischen Streitkräfte betrachten den Fall als abgeschlossen. Die Identität des U-Bootes sei nur von archäologischem oder historischem Interesse, nicht von militärischem, hieß es in einer Pressemitteilung.

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