Gazakonflikt Westerwelle vermittelt in Nahost

Gaza/Tel Aviv · Allen diplomatischen Bemühungen zum Trotz bekriegen sich Israel und die radikal-islamische Hamas weiter mit Luftangriffen und Raketen.

 Die Zahl der Opfer - vor allem auf palästinensischer Seite - steigt. Foto: Mohammes Saber

Die Zahl der Opfer - vor allem auf palästinensischer Seite - steigt. Foto: Mohammes Saber

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Israelische Militärjets bombardierten auch am Montag dutzende Ziele im Gazastreifen, darunter ein Hochhaus, in dem mehrere Medien ihr Büro haben. Militante Palästinenser feuerten zahlreiche Raketen auf israelische Städte.

Seit Beginn des blutigen Schlagabtauschs am vergangenen Mittwoch wurden nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums etwa hundert Palästinenser getötet und mehr als 800 verletzt, darunter viele Kinder. Auch drei Israelis starben.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) will in dem Konflikt vermitteln. Kurz vor Abflug in die Krisenregion bezeichnete er ein Ende der Raketenangriffe auf Israel als "wichtigste Voraussetzung für einen Waffenstillstand".

In Tel Aviv wollte Westerwelle am Montagabend seinen israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman treffen. Am Dienstag sind Gespräche mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geplant.

Entscheidend sei nun, an den Voraussetzungen für eine Waffenruhe zu arbeiten und "auf Umsicht, auf Verhältnismäßigkeit und auf Deeskalation" zu dringen, sagte Westerwelle. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) appellierte an Israelis und Palästinenser, "jetzt schnellstmöglich einen vollständigen Waffenstillstand zu erreichen".

Der Vorsitzende des Politbüros der Hamas, Chaled Maschaal, sagte bei einer von arabischen Fernsehsendern übertragenen Pressekonferenz in Kairo, es sei nicht die Hamas, die nach einem Waffenstillstand rufe, sondern Israel. Deshalb müsse Israel auch den Krieg beenden, den das Land begonnen habe. In Kairo fanden nach Medienberichten in den vergangenen Tagen indirekte Gespräche zwischen der Hamas und Israel statt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wurde am Montag zu Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi in Kairo erwartet. Er forderte beide Konfliktparteien auf, mit Ägypten als Vermittler zusammenzuarbeiten. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu wollte am Dienstag mit einer Delegation der Arabischen Liga in den Gazastreifen reisen, um den Palästinensern Solidarität und Unterstützung zu demonstrieren.

Die israelische Luftwaffe griff am Montagnachmittag ein Hochhaus mit Medienbüros in Gaza an. Das 14-stöckige Gebäude, in dem der Hamas-nahe Sender Al-Aksa-TV sowie Al-Arabija und der libanesische Sender MBC Büros hätten, sei mit Raketen beschossen worden, berichteten Augenzeugen. Dabei sei ein Mitglied der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad getötet worden. Israels Armee bestätigte den Angriff.

Augenzeugen in Gaza berichteten auch von gezielten Angriffen auf Häuser militanter Palästinenser. Die israelische Armee bestätigte, es seien Gebäude von Hamas-Mitgliedern beschossen worden, "die als Kommandoposten und Waffenlager benutzt werden". Seit Beginn des Einsatzes seien 1350 Ziele im Gazastreifen bombardiert worden.

Am Sonntag waren bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in Gaza mindestens elf Mitglieder einer Familie getötet worden, darunter mehrere Kinder. Zunächst hatte es geheißen, der Angriff habe einem Raketen-Kommandeur der Hamas gegolten. Ein Armeesprecher sagte am Montag, man prüfe Berichte, die Luftwaffe habe versehentlich das falsche Haus bombardiert.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bedauerte in Brüssel den Verlust von Menschenleben. "Natürlich hat Israel das Recht auf Selbstverteidigung, und die Angriffe auf Israel müssen aufhören." Die internationale Gemeinschaft erwarte aber auch, dass Israel Zurückhaltung zeige.

In der israelischen Küstenstadt Aschkelon schlug am Montag eine Rakete aus dem Gazastreifen in einer leerstehenden Schule ein. Seit Mittwoch haben militante Palästinenser mehr als 1000 Raketen auf Israel abgefeuert, etwa 640 davon landeten. Ungefähr jedes dritte Geschoss wird vom israelischen Abwehrsystem "Iron Dome" (Eisenkuppel) abgefangen.

Der israelische Vize-Außenminister Danny Ajalon sagte dem Zweiten Israelischen Fernsehen: "Unsere kategorische Forderung ist ein vollständiger Stopp der Raketenangriffe." Im Rahmen einer Waffenruhe müsse auch dafür gesorgt werden, dass die Hamas im Gazastreifen sich nach Ende der Konfrontationen nicht wieder neu bewaffnen könne.

Israels Armee setzte am Montag die Vorbereitungen für eine mögliche Bodenoffensive fort. Nach Angaben des israelischen Rundfunks sind etwa 40 000 Reservisten einberufen worden.

Ein Zusammenschluss von 38 internationalen Hilfsorganisationen - darunter Oxfam, Terre des Hommes Schweiz und Save the Children - warnte vor einer humanitären Katastrophe. Lokale Partner und Krankenhäuser im Gazastreifen hätten gemeldet, dass bereits wichtige Medikamente und Utensilien ausgehen. In dem Gebiet leben den Angaben zufolge 1,6 Millionen Palästinenser, die Hälfte davon seien Kinder

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