Tote und Verletzte bei Unruhen und Messerattacken in Nahost

Jerusalem/Gaza · Die Serie von Messerattacken in Israel und den besetzten Gebieten reißt nicht ab und ruft jetzt auch die radikalen Islamisten auf den Plan. Bei vier Angriffen wurden nach Medienberichten sechs Menschen verletzt.

 Mit Gummigeschossen gehen israelische Soldaten in Hebron gegen protestierende Palästinenser vor. Foto: Abed Al Hashlamoun

Mit Gummigeschossen gehen israelische Soldaten in Hebron gegen protestierende Palästinenser vor. Foto: Abed Al Hashlamoun

Foto: DPA

Bei Unruhen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel erschoss das israelische Militär nach Krankenhausangaben fünf Palästinenser. Der Hamas-Führer Ismail Hanija erklärte die volle Unterstützung seiner radikal-islamischen Bewegung für die anhaltende Welle von Attentaten in Israel und den besetzten Gebieten.

Erstmals griff im Zuge der neuen Gewaltserie ein Israeli Araber an. Der 17-Jährige verletzte vier Kommunalarbeiter arabischer Herkunft in der südlichen Stadt Dimona mit einem Messer und einem Schraubenzieher, berichtete der israelische Rundfunk. Zwei der Opfer erlitten schwere Verletzungen. Der Angreifer wurde festgenommen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte den Anschlag scharf. "Wer - von welcher Seite auch immer - Gewalt anwendet und das Gesetz bricht, bekommt die ganze Macht des Gesetzes zu spüren", ließ er über das Ministerpräsidentenamt mitteilen.

In der Siedlung Kiriat Arba bei Hebron griff ein Palästinenser einen Polizisten mit einem Messer an. Der Beamte erlitt leichte Verletzungen. Der Attentäter entriss ihm die Waffe und versuchte zu fliehen. Andere Beamte schossen ihn nieder und nahmen in fest.

Im Zentrum von Jerusalem verletzte ein Palästinenser einen jüdisch-orthodoxen Jugendlichen mit Messerstichen leicht. Die Polizei nahm den Attentäter fest. Im Busbahnhof der nördlichen Stadt Afula versuchte eine Palästinenserin nach Polizeiangaben, einen Soldaten mit einem Messer anzugreifen. Zwei Polizistin eröffneten das Feuer auf sie und verletzten sie.

Am Donnerstag waren in vier separaten Zwischenfällen acht Israelis von Palästinensern mit Stichwaffen verletzt worden. In den letzten anderthalb Wochen waren bei Schuss- und Messerattacken vier Israelis getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.

Die neue Gewalt entzündete sich an Streitigkeiten um den Zugang zum Tempelberg-Plateau in der Altstadt von Jerusalem. Die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, die sich dort befinden, sind wichtige Heiligtümer der Muslime. Im palästinensischen und israelisch besetzten Westjordanland kam es auch am Freitag wegen dieses Streits zu Protestkundgebungen.

Im palästinensischen Gazastreifen, den die Hamas kontrolliert, strömten wiederum hunderte junge Männer zum schwer befestigten Grenzzaun, der den Mittelmeerstreifen von Israel trennt. Sie warfen Steine und rollten brennende Reifen gegen die Grenzposten, sagte eine israelische Militärsprecherin. Die Soldaten hätten auf die "Rädelsführer" geschossen, um den Ansturm zu stoppen und die Menge zu zerstreuen, fügte sie hinzu. Nach Angaben des Schifa-Krankenhauses in Gaza wurden bei den Zusammenstößen im Osten von Gaza und bei Chan Junis fünf Palästinenser erschossen und 35 weitere verletzt.

Kurz zuvor hatte der Hamas-Führer im Gazastreifen, Hanija, Öl ins Feuer gegossen und die neue Welle von Gewalt in Israel und den besetzten Gebieten als "Intifada" (Volksaufstand) bezeichnet. "Gaza steht voll und ganz hinter der Schlacht um Jerusalem (...) und hinter der gesegneten Intifada", erklärte Hanija während des Freitagsgebets in Gaza. "Die Schlacht um Jerusalem ist auch die Schlacht um Gaza, die Intifada im Westjordanland ist die Intifada unseres Volkes", fügte er hinzu.

Weder die Verantwortlichen in Israel noch die der gemäßigten palästinensischen Autonomieverwaltung im Westjordanland sprechen derzeit von einer "dritten Intifada". Die Aufstände von 1987 bis 1993 und 2000 bis 2005 hatten auf palästinensischer Seite über 5000 und auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschenleben gefordert.

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