USA melden ersten Ebola-Fall außerhalb Afrikas

Atlanta · Erstmals hat ein Ebola-Infizierter unwissentlich das lebensgefährliche Virus aus Afrika herausgeschleppt: In die USA ist vor rund zehn Tagen ein Mensch eingereist, der sich im westafrikanischen Liberia mit Ebola angesteckt hatte und später erkrankte.

 Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci bei einer Anhörung in Washington zur Ebola-Krise. Foto: Michael Reynolds

Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci bei einer Anhörung in Washington zur Ebola-Krise. Foto: Michael Reynolds

Foto: DPA

Das Virus sei in einem amerikanischen Labor zweifelsfrei nachgewiesen worden, teilte der Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, Thomas Frieden, bei einer Pressekonferenz mit.

Der Erkrankte habe erst einige Tage nach der Einreise in die USA Symptome entwickelt und sich in ein Krankenhaus in Dallas im US-Bundesstaat Texas begeben. Dort sei er auf eine Isolationsstation gebracht worden. Experten warnten eindringlich vor Hysterie. Das Robert Koch-Institut sieht ein nur geringes Risiko, dass Ebola eine Gefahr für Deutschland wird.

Weitere Verdachtsfälle gebe es in den USA derzeit nicht, sagte CDC-Chef Frieden. "Ich habe keine Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall kontrollieren werden, so dass die Krankheit sich in diesem Land nicht weiter verbreiten wird. Wir werden das stoppen." Es sei aber möglich, dass der Patient andere Menschen angesteckt habe. Alle, mit denen er seit seiner Ankunft in den USA Kontakt gehabt habe, würden nun ausfindig gemacht und unter Beobachtung gestellt. Dabei handele es sich um "eine Handvoll Menschen", hauptsächlich Familienmitglieder.

Die Behörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) warnte vor Hysterie: "Es ist uns klar, dass schon ein einzelner Fall Sorgen bereitet, aber wir sind darauf vorbereitet." Und das Weiße Haus twitterte: "Amerika hat die besten Ärzte und die beste Gesundheitsinfrastruktur der Welt, und wir sind darauf vorbereitet, auf so einen Fall zu reagieren." Die Sanitäter seien unter Quarantäne gestellt, berichteten US-Medien.

Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, versuchte am Mittwoch erneut, die Amerikaner zu beruhigen. "Hier in den USA können Sie Ebola nicht durch die Luft, nicht durch Wasser und nicht durch Essen bekommen", sagte er im Interview mit dem TV-Sender CNN. Nur der direkte Kontakt zu Körperflüssigkeiten von Infizierten sei ansteckend. "Wir wissen exakt, was wir tun müssen, um die Ausbreitung von Ebola zu verhindern." Auch Obama sei sicher, dass die Virusverbreitung dank der angemessenen Sicherheitsprotokolle in den USA gestoppt und die Bevölkerung geschützt werden könne. Dieser hatte am Dienstag bereits mit CDC-Leiter Thomas Frieden telefoniert.

Im Flugzeug ist von dem Patienten nach Einschätzung des Hamburger Virusexperten Jonas Schmidt-Chanasit noch keine Ansteckungsgefahr ausgegangen. "Der Mann war nicht erkrankt, als er im Flieger war. Da ist das Risiko null", sagte der Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin. Mitreisende könnten sich nur bei erkrankten Personen infizieren, die Fieber haben oder andere Beschwerden zeigten. Durch den internationalen Flugverkehr sei es möglich, "dass mal so ein Fall nach Deutschland importiert wird". "Es wird aber niemals bei uns zu so einem Ausbruch kommen wie in Westafrika. Unser Gesundheitssystem und unsere kulturellen Voraussetzungen sind ganz andere."

Der Patient sei aus Liberia in die USA gekommen, um Familienmitglieder zu besuchen, berichtete CDC-Chef Frieden. Nähere Details oder persönliche Angaben wollte die Gesundheitsbehörde zunächst nicht machen. Auch welchen Flug er genommen hatte, wollte die Behörde nicht mitteilen. Nach derzeitigen Informationen sehe es so aus, als sei der Ebola-Kranke in Westafrika nicht an der Bekämpfung der Epidemie beteiligt gewesen. Wie er sich angesteckt habe, sei bislang nicht bekannt. Das Texas Health Presbyterian Krankenhaus in Dallas, in dem der Patient liegt, sei gut vorbereitet, um mit so einer Situation umzugehen, sagte Edward Goodman, der dort als Arzt arbeitet.

Inzwischen haben sich mehr als 5000 Interessenten auf Aufrufe der Bundesregierung zum freiwilligen Einsatz in den Ebola-Krisenländern gemeldet. Mit dem deutschen Botschafter in Venezuela, Walter Lindner, solle zudem ein mit Afrika und Krisenreaktionen erfahrener Diplomat die Koordination der Hilfen gegen Ebola übernehmen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Das Bundesinnenministerium teilte auf Anfrage mit, dass es wegen des Gesundheitsrisikos in den Ebola-Gebieten für angemessen halte, Abschiebungen nach Westafrika auszusetzen. Der Vollzug des Aufenthaltsrechts, also sowohl Abschiebungen als auch die Verhängung eines generellen Abschiebungsstopps, sei aber Sache der Bundesländer.

Dem Ebola-Ausbruch sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mehr als 3000 Menschen zum Opfer gefallen, vor allem in Guinea, Sierra Leone und Liberia. Die Zahl der Infizierten stieg auf mehr als 6500. Die WHO rechnet aber mit einer hohen Dunkelziffer.

Bislang waren in den USA seit Beginn der jüngsten Epidemie insgesamt fünf Ebola-Patienten behandelt worden. Sie hatten sich alle in Westafrika angesteckt, waren dort diagnostiziert und dann in die USA zur Behandlung gebracht worden. Drei von ihnen haben die Krankheit inzwischen überstanden. Über den Zustand der beiden anderen gab es zunächst keine Angaben.

Bislang ist noch kein Fall bekanntgeworden, bei dem sich ein Mensch in Afrika infiziert hat und erst auf einem anderen Kontinent erkrankt ist. 1976 steckte sich jedoch nachweislich ein Forscher bei Laborarbeiten in Großbritannien mit dem Ebola-Virus an, er hatte aber nur geringe Symptome.

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