Mit Kampferfahrungen aus Dschihad zurück Polizei nimmt Männer aus Bonn und Siegburg fest

Köln/Bonn · Polizisten haben am Mittwoch drei mutmaßliche islamistische Terroristen in Nordrhein-Westfalen festgenommen, einen davon in Bonn. Ihnen werde die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft am Mittwochabend in Karlsruhe.

Der 23-Jährige war im dritten Lehrjahr, stand kurz vor seiner Gesellenprüfung zum Elektriker. Am Mittwochmorgen dann klickten in seinem Betrieb die Handschellen. Damit dürfte sein beruflicher Werdegang erst einmal jäh unterbrochen worden sein.

Nach Informationen dieser Zeitung hatten Beamten der Bonner Polizei und Spezialkräfte den Deutsch-Marokkaner aus Tannenbusch bei seinem Arbeitgeber im Bonner Norden festgenommen - im Auftrag der Generalbundesanwaltschaft (GBA).

Sie wirft dem jungen Mann vor, Mitglied bei der als terroristische Vereinigung eingestuften Islamistenmiliz Junud al-Sham in Syrien gewesen zu sein. Während eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft am Mittwochabend in Karlsruhe davon sprach, dass der 23-Jährige und zwei weitere festgenommene mutmaßliche Dschihadisten nicht an Kampfhandlungen in Syrien beteiligt gewesen sein sollen, hieß es in Sicherheitskreisen, dass sowohl der Deutsch-Marokkaner als auch ein festgenommener, 25 Jahre alter Gefährte aus Siegburg Kampferfahrungen gemacht hätten.

Per Hubschrauber wurde der Siegburger nach Karlsruhe gebracht

Während der 23 Jahre alte Auszubildende im dritten Lehrjahr an seinem Arbeitsplatz im Bonner Norden festgenommen wurde, griffen die Polizisten bei seinem Gefährten in Köln zu. Der Siegburger wurde um die Mittagszeit ebenfalls an seinem Arbeitsplatz festgesetzt und dann mit einem Hubschrauber nach Karlsruhe geflogen.

Ein dritter Mann soll in Dortmund in Gewahrsam genommen worden sein. Er soll bei der Terrormiliz Islamischer Staat Mitglied gewesen sein. Die drei Männer sollen 2013 nach Syrien ausgereist und wenige Monate später nach Deutschland zurückgekehrt sein. Die drei Männer seien bereits dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Weitere Einzelheiten will die Bundesanwaltschaft am heutigen Donnerstag mitteilen.

Nach GA-Informationen soll es sich bei dem 23-Jährigen um einen von drei Rückkehrern handeln, den nicht nur die Bonner Polizei auf dem Schirm hatte, sondern auch die Bonner Stadtverwaltung. 2014 verdichteten sich Hinweise darauf, dass er und zwei weitere junge Männer mutmaßlich aus Syrien zurückgekehrt waren.

Schon damals gingen die Behörden davon aus, dass die Männer wie auch immer geartete "Kriegserfahrungen" gemacht hatten. Sie tauchten nach ihrer Rückkehr in einer städtischen Jugendeinrichtung im Bonner Norden auf, verhielten sich dort aber nicht auffällig. Auch machten sie keinerlei Anstalten, andere junge Leute für den Dschihad rekrutieren zu wollen. Alles in allem schienen sie sich schnell wieder in ihrem alten Umfeld integriert zu haben.

Nach GA-Informationen waren die aus Bonn und Siegburg stammenden Männer in der hiesigen Islamistenszene keine Größen, wohl aber sei der 23-Jährige als Mitglied der Szene bekannt gewesen.

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