Neue Luftschläge im Jemen

Sanaa · Saudi-Arabien und seine arabischen Verbündeten haben den zweiten Tag in Folge die schiitischen Huthis im Jemen aus der Luft angegriffen und zentrale Einrichtungen der Rebellen unter Beschuss genommen.

 Ein Mitglied der schiitischen Huthi-Rebellen in Sanaa. Foto: Yahya Arhab

Ein Mitglied der schiitischen Huthi-Rebellen in Sanaa. Foto: Yahya Arhab

Foto: DPA

Kampfflugzeuge bombardierten am Freitag Ziele in der Hauptstadt Sanaa und an anderen Orten. Örtliche Medien meldeten die bisher stärksten Luftschläge. Viele Menschen flohen in Panik aus Sanaa, wie Augenzeugen berichteten. Die Bundesregierung hält die Luftangriffe im Jemen für vereinbar mit dem Völkerrecht. Die USA unterstützen die von Saudi-Arabien geführte Allianz aktiv.

Der Sprecher des Außenministeriums, Martin Schäfer, sagte in Berlin: "Wir haben keine Zweifel an der Legitimität." Von der Regierung des Jemen habe es in einer "außerordentlich bedrohlichen Situation" eine Bitte an die Staatengemeinschaft gegeben. Zugleich mahnte Schäfer eine politische Lösung an. "Wir setzen darauf, dass diese militärische Intervention eine kurzfristige ist", sagte er.

Washington bestätigte logistische Hilfe und die Lieferung von Geheimdienst-Informationen für Riad. Der Sprecher im Außenministerium, Jeff Rathke, sagte, politische Verhandlungen seien zwar der beste Weg aus dem Bürgerkrieg im Jemen. "Aber wir verstehen auch die Sorgen der Saudis über das Versagen der Huthis, sich sinnvoll in den politischen Dialog einzubringen."

Die USA bauen eine gemeinsame Planungsstelle mit Saudi-Arabien auf, um ihre Unterstützung zu koordinieren. Amerikanische Truppen sind laut Weißem Haus nicht direkt an dem Militäreinsatz beteiligt. Präsident Barack Obama habe die Hilfsleistungen genehmigt.

Ein Sprecher der arabischen Allianz sagte in Riad, bei den Angriffen seien unter anderem Militäreinrichtungen und Versorgungswege der Huthis sowie eine Luftwaffenbasis rund 50 Kilometer nördlich der Hafenstadt Aden getroffen worden. "Die Kampfjets der Koalition haben die volle Kontrolle über den jemenitischen Luftraum", sagte er. Der Sprecher rief Zivilisten auf, Huthi-Gebiete zu meiden. Den Rebellen warf er vor, sich in Wohngebieten zu verschanzen.

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warnte vor "strategischen Fehleinschätzungen und übermotivierten Ambitionen einiger Länder". Diese könnten für die Region verheerende Auswirkungen zur Folge haben. Die schiitischen Huthis sollen in dem Konflikt Unterstützung vom schiitischen Iran erhalten. Mit dem Militäreinsatz "Sturm der Entschlossenheit" will Saudi-Arabien auch verhindern, dass Teheran stärkeren Einfluss in der Region bekommt.

Die von Saudi-Arabien geführte Koalition arabischer Staaten hatte in der Nacht zum Donnerstag mit den Luftangriffen gegen die Huthis begonnen, um einen weiteren Vormarsch der Rebellen zu stoppen. Sie hatten in den vergangenen Monaten große Teile des Landes und die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. In dieser Woche waren sie bis in die südjemenitische Hafenstadt Aden vorgestoßen.

Die jemenitische Nachrichtenseite Barakish.net meldete am Freitag, bei Luftangriffen im Norden des Jemens sei ein Markt getroffen worden. Dabei seien 20 Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher des von den Huthis kontrollierten Gesundheitsministeriums teilte zugleich mit, am ersten Tag der Luftangriffe seien rund 30 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Zivilisten.

Der vor den Huthis geflohene jemenitische Staatschef Abed Rabbo Mansur Hadi ist laut ägyptischem Staatsfernsehen inzwischen von Saudi-Arabien zum Gipfel der Arabischen Liga nach Scharm el Scheich gereist. Beim Treffen in dem ägyptischen Badeort soll am Wochenende auch die Bildung eine gemeinsamen Eingreiftruppe beschlossen werden.

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