Nationalkonservative Petry gewinnt AfD-Machtkampf

Essen · Der erbitterte Machtkampf in der AfD ist zugunsten des national-konservativen Flügels entschieden. Bei der Vorsitzendenwahl setzte sich auf einem turbulenten Parteitag Frauke Petry klar gegen den wirtschaftsliberalen Parteigründer Bernd Lucke durch.

 Die neu gewählte AfD-Vorsitzende Frauke Petry. Foto: Federico Gambarini

Die neu gewählte AfD-Vorsitzende Frauke Petry. Foto: Federico Gambarini

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Petry erhielt am Samstag in Essen 2047 der 3428 abgegebenen Stimmen, das sind 59,7 Prozent. Lucke kam nur auf 38,1 Prozent. Außerdem hatten drei weitere Mitglieder für den Posten kandidiert.

In einem zweiten Wahlgang wählten die Mitglieder den Volkswirtschafts-Professor Jörg Meuthen zum Zweiten Vorsitzenden. Der baden-württembergische Landeschef, der inhaltlich eher Positionen des liberalen Flügels vertritt, errang gegen vier Mitbewerber 62 Prozent der Stimmen. Laut Satzung wird die Erstgewählte Petry aber nach Verabschiedung des Parteiprogramms - geplant Ende 2015 - die Alternative für Deutschland (AfD) alleine führen. Meuthen wird dann automatisch zu einem ihrer vier Stellvertreter. Der Europaabgeordnete Lucke hatte sich nach seiner Niederlage gegen die sächsische Partei- und Fraktionsvorsitzende nicht mehr zur Wahl gestellt.

Seine Niederlage deutete sich schon zu Beginn des Parteitags an, als die Teilnehmer ihn mit Pfeifkonzerten und Buh-Rufen empfingen. Seine Begrüßungsrede in der Essener Gruga-Halle wurde von Anhängern Petrys mehrfach mit Zwischenrufen unterbrochen.

Mit einer Mehrheit von 61 Prozent beschloss der Parteitag, die von Lucke ausdrücklich gewünschte Wahl eines Generalsekretärs von der Tagesordnung zu nehmen. Teil desselben Antrags war allerdings auch der Vorschlag, die Wahl des neuen Vorstands auf der Grundlage der Anfang Februar verabschiedeten Satzung abzuhalten. Diese Satzung hatte Petry damals vehement bekämpft, weil sie eine schrittweise Verengung der Parteispitze von heute drei auf dann nur noch einen Vorsitzenden vorsieht.

Der Machtkampf zwischen den Parteiflügeln und insbesondere Lucke und Petry dauerte bereits seit einem halben Jahr an und wurde erbittert geführt. Lucke warf Petry vor, sich zu wenig nach Rechtsaußen abzugrenzen, Petry hielt ihm ihrerseits eine Verengung auf Wirtschaftsthemen vor.

In seiner Essener Rede übte Lucke Selbstkritik. "Statt parteiintern sachlich und problemorientiert zu diskutieren, ist uns die Sache entglitten, bis wir uns in aller Öffentlichkeit stritten, dass die Fetzen flogen", sagte er. Zugleich machte er aber erneut Front gegen Islam- und Fremdenfeinde.

Konrad Adam, der im alten Vorstand neben Lucke und Petry der Dritte im Bunde war, erntete von den Parteimitgliedern viel Applaus für den Satz: "Als rechts gilt heute, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, seine Kinder pünktlich zur Schule schickt und der Ansicht ist, dass sich der Unterschied von Mann und Frau mit bloßem Auge erkennen lässt."

In anderen Parteien wurde das Ergebnis als klarer Rechtsruck interpretiert. Der Vorsitzende der konkurrierenden FDP, Christian Lindner, nannte die AfD eine Pegida-Partei. "Die Wirtschaftskonservativen Lucke, Henkel und Starbatty haben Geister gerufen, von denen sie heute weggefegt wurden", schrieb er in einer Mitteilung. Grünen-Fraktionschef Katrin Göring-Eckardt twitterte: "Mit #petry ist #AfD jetzt Rechtsaußen." Linken-Parteichef Bernd Riexinger schrieb ebenfalls in dem Internet-Kurznachrichtendienst: "Schlimmer geht immer."

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