Schicksal von entführten Schülerinnen in Nigeria bleibt unklar

Abuja · Zwei Tage nach der Entführung von über 120 Schülerinnen in Nordnigeria ist das Schicksal vieler Mädchen weiter unklar. Während das Militär am Mittwochabend mitteilte, Sicherheitskräfte hätten fast alle Mädchen befreit, dementierten sowohl Eltern als auch der Direktor der Schule diese Angaben.

 Radikale Islamisten der Sekte Boko Haram terrorisieren Nigeria seit Jahren. Foto: str/Archiv

Radikale Islamisten der Sekte Boko Haram terrorisieren Nigeria seit Jahren. Foto: str/Archiv

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Bewaffnete Männer hatten in der Nacht zum Dienstag eine Schule im Bundesstaat Borno angegriffen und zahlreiche Jugendliche verschleppt. Es wird vermutet, dass radikale Islamisten der Sekte Boko Haram für die Tat verantwortlich sind. Die Gruppe hatte schon häufiger Frauen entführt. Oft werden sie als Sexsklavinnen missbraucht.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Gruppe erneut zugeschlagen hat: Wie die Zeitung "This Day" am Donnerstag berichtete, griffen Boko-Haram-Kämpfer am Mittwoch das Dorf Wala im Nordosten Nigerias an und töteten dort 18 Menschen. Viele weitere wurden verletzt. "Wir leben in einer schwierigen Zeit. Tod und Morde sind mittlerweile an der Tagesordnung", sagte ein örtlicher Behördensprecher, der anonym bleiben wollte.

Es handelt sich um den dritten schweren Anschlag der Extremisten allein in dieser Woche. Die Boko Haram soll am Montag auch den schweren Bombenanschlag auf einen Busbahnhof in der Hauptstadt Abuja mit vermutlich weit über 200 Opfern verübt haben.

Derweil bleiben die Angaben über den Verbleib der verschleppten Mädchen widersprüchlich. Die Zeitung "Premium Times Nigeria" zitierte Militärsprecher Chris Olukolade mit den Worten, nur noch acht der Entführten würden vermisst. Zudem sei einer der Terroristen gefasst worden, der an dem Angriff im Ort Chibuk beteiligt gewesen sein soll.

Der britische Sender BBC berichtete hingegen am Donnerstag, die Eltern der betroffenen Mädchen bestritten die Version des Militärs. Zahlreiche Schülerinnen seien noch immer verschwunden. Auch der Schuldirektor, Asabe Aliyu, soll dies Medienberichten zufolge bestätigt haben.

Mindestens 14 Mädchen ist es nach Angaben des Gouverneurs von Borno, Kashim Shetima, mittlerweile gelungen, den Entführern zu entfliehen. Shetima setzte eine Belohnung von 300 000 Dollar (217 000 Euro) für Hinweise aus, die zur Rettung der Mädchen beitragen können. Die Zeitung "Punch" schrieb, Soldaten, Polizisten und viele Freiwillige durchkämmten noch immer den Busch nach dem Versteck der Terroristen.

Die Boko Haram will im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas einen Gottesstaat einrichten. Seit 2009 verbreitet sie ihren blutigen Terror. Mindestens 6000 Menschen sollen bereits ihren Anschlägen und Angriffen zum Opfer gefallen sein.

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