Demo in Hannover Polizei hat aus Köln gelernt: Kaum Ärger bei Hooligan-Demo

HANNOVER · Hannover gleicht einer belagerten Stadt - doch bei der umstrittenen Demo von Hooligans gibt es kaum Krawall. Die Polizei hat aus den Vorfällen von Köln ihre Lehren gezogen. Und ihre Strategie geht auf.

Sie recken die Fäuste in die Luft, tragen T-Shirts mit Aufdrucken wie "Hoolizei" und "Anti-Sharia-Team" und skandieren "Hurensöhne": Nachdem die Demo von Hooligans und Rechtsextremen in Hannover lange ereignislos vor sich hingeplätschert ist, wird die Stimmung am Nachmittag kurzzeitig aggressiv. Doch Dimensionen wie in Köln, wo die Polizei vor kurzem bei einer ähnlichen Kundgebung förmlich überrannt wurde, erreicht die Demo in Hannover am Samstag beileibe nicht.

Die Polizei hat dazugelernt - ihre Einsatzstrategie ist diesmal, Stärke zu zeigen und so für Ruhe zu sorgen. 5300 Beamte stellen die Verantwortlichen den Demonstranten gegenüber. Das Resultat: Die Bilanz mancher Bundesligaspiele fällt schlimmer aus, als bei den Aufmärschen in Hannovers Innenstadt. "Diese Strategie ist voll aufgegangen", sagt der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Insbesondere das Alkoholverbot habe gewirkt.

Kritisch wird es zum ersten Mal, als linke Gegendemonstranten sich den Hooligans nähern und versuchen, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Die Beamten setzen Pfefferspray ein, nach wenigen Minuten hat sich die Lage zunächst wieder beruhigt. Und die ersten Hooligans, angereist aus ganz Deutschland, verlassen gelangweilt ihren schwer bewachten Kundgebungsort hinter dem Hauptbahnhof.

Nach den schweren Ausschreitungen in Köln demonstriert die Polizei in Hannover ihre ganze Macht. Mit scharfen Auflagen wie der Durchsuchung jedes einzelnen Teilnehmers auf Waffen oder Böller erreichen die Beamten schon im Vorfeld, dass letztlich deutlich weniger Teilnehmer anreisen als erwartet - 3000 kommen, 5000 waren angemeldet gewesen. Außerdem dürfen die Demonstranten nur auf einem der hässlichsten Plätze Hannovers ihre Warnung vor dem Islamismus verkünden, auf dem komplett von der Außenwelt abgesperrten Busbahnhof.

Bei der Demo selbst demonstrieren dann Tausende Einsatzkräfte mit Wasserwerfern und schwerem Gerät die ganze Stärke des Staates - und sorgen so für Ruhe. Bis zum Nachmittag sind die Hooligans auf der einen und die linken Gegendemonstranten auf der anderen Seite weit voneinander getrennt. Erst dann stehen sich beide Lager in Sichtweite etwa 200 Meter gegenüber und beschimpfen sich gegenseitig.

Die Linksextremen verhöhnen die "Hooligans gegen Salafismus" (HoGeSa): "Ihr wart auf einem Platz, auf dem Euch niemand hört. Also vergesst doch Eure "HoGeSa"-Sache", dröhnt es aus einem Lautsprecherwagen. Die Ordner der Rechten halten ihre eigenen Leute zurück, damit sie nicht näher an die Absperrgitter rücken. Die Polizei redet beruhigend auf die Demonstranten ein, fährt dann aber auch mit ihren Wasserwerfern vor und wartet ab.

"Nach meiner persönlichen Einschatzung ist die Stadt Hannover für die "HoGeSa" hoch unattraktiv geworden. Der "HoGeSa" haben wir hier den Zahn gezogen", sagt Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe. Auch Dietmar Schilff vom Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei betont: "Die Polizei hat aus Köln gelernt." In der Domstadt sei die Lage für die Polizei überraschend gekommen. "Da hatte man erstmals mit dem neuen Phänomen "HoGeSa" zu tun. Jetzt weiß man aber, dass die ihre Versammlungen instrumentalisieren, um Gewalt auszuüben."

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