Nato richtet direkten Draht zum russischen Militär ein

Brüssel · Die Nato hat angesichts der jüngsten Spannungen mit Moskau wegen des Ukraine-Konflikts einen direkten Draht zum russischen Militär eingerichtet. Ein Nato-Sprecher bestätigte in Brüssel einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).

 Zerschossene Ostukraine: Zerstörungen im Dorf Oktiabrskiy nahe dem internationalen Flughafen von Donezk. Foto: Alexander Ermochenko/Archiv

Zerschossene Ostukraine: Zerstörungen im Dorf Oktiabrskiy nahe dem internationalen Flughafen von Donezk. Foto: Alexander Ermochenko/Archiv

Foto: DPA

Die Verteidigungsminister des westlichen Militärbündnisses hätten bereits im Dezember betont, dass regelmäßige Gesprächskontakte zwischen hochrangigen Militärs beider Seiten gerade in solchen Zeiten sinnvoll seien. Sie könnten auch dazu genutzt werden, mögliche "Missverständnisse" im Zusammenhang mit militärischen Aktivitäten zu vermeiden.

Nato-Oberbefehlshaber Philip Breedlove hatte im Januar angekündigt, dass der Kontakt mit dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow wieder hergestellt werden würde. Die Nato habe die dafür nötigen Modalitäten Anfang dieses Jahres grundsätzlich gebilligt. Beide Seiten hätten also Kommunikationskanäle, die im Bedarfsfall genutzt werden könnten.

Sowohl der Nato-Oberbefehlshaber für Europa als auch der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses hätten die Erlaubnis, sich mit ihren russischen Kollegen in Verbindung zu setzen, bestätigte die Allianz. Die Kommunikationskanäle seien rund um die Uhr offen und würden regelmäßig getestet. Die Nato machte keine Angaben dazu, wann das System aktiviert wurde.

Laut FAS wurden der russischen Seite in der vergangenen Woche Kontakt-Nummern übermittelt. Der Vorgang sei als "geheim" eingestuft worden. Die Initiative zu dem direkten Draht nach Moskau sei vom deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ausgegangen.

Hintergrund waren unter anderem vermehrte russische Flüge mit Langstreckenbombern. Die Nato hat in diesem Jahr bereits mehr als 400 Mal mit Kampfjetstarts auf russische Flugmanöver im internationalen europäischen Luftraum reagiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine Erhöhung der sogenannten Alarmstart-Zahl um 50 Prozent. In der Regel sei es dabei aber nicht zu einer Verletzung des Nato-Luftraums gekommen.

Die Sowjetunion und die USA hatten nach der Kuba-Krise von 1962 eine ständige Fernschreiberverbindung zwischen ihren Militärs eingerichtet. Sie wurde landläufig als "Rotes Telefon" bezeichnet.

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FAS-Bericht

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