Monti will Bündnis der Mitte in Italiens Wahlkampf führen

Rom · Der "Professore" will weitermachen: Italiens scheidender Ministerpräsident Mario Monti strebt an der Spitze eines Bündnisses der Mitte bei der vorgezogenen Parlamentswahl im Februar das Amt des Regierungschefs an.

 Als Chef einer Zentrumskoalition will Mario Monti seine Reformpolitik fortsetzen. Foto: Giuseppe Lami

Als Chef einer Zentrumskoalition will Mario Monti seine Reformpolitik fortsetzen. Foto: Giuseppe Lami

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Er habe die Nominierung als Chef einer solchen Koalition angenommen, teilte der 69-Jährige am Freitagabend in Rom mit. Monti stieg damit eine Woche nach seinem Rücktritt in den Wahlkampf ein. Als Senator auf Lebenszeit kann der parteilose Wirtschaftsprofessor nicht kandidieren. Er könnte aber nach der Wahl mit der Regierungsbildung beauftragt werden.

Die Parteien des Zentrums hätten ihm "glaubwürdig und reichlich Unterstützung" für das Reformprogramm zugesichert, das er am vergangenen Wochenende präsentiert hatte, sagte Monti. Der Chef der bisherigen Experten-Regierung hatte mit den Christdemokraten, verschiedenen Mitgliedern seiner Regierung, Abweichlern der Mitte-Rechts- und der Mitte-Links-Parteien sowie Ferrari-Boss Luca Cordero di Montezemolo beraten.

Als Ministerpräsidenten-Anwärter konkurriert der 69-jährige Ökonom bei den Wahlen am 24. und 25. Februar mit seinem Amtsvorgänger Silvio Berlusconi vom Mitte-Rechts-Block und dem Chef der Demokratischen Partei (PD) Pier Luigi Bersani, der ein Mitte-Links-Bündnis führt und laut jüngsten Umfragen die besten Chance auf die Regierungsbildung hat.

Der von Bersanis PD-geführte Block käme demnach derzeit auf rund 40 Prozent. Er hätte aber keine Mehrheit im Senat sicher und könnte von einer Allianz unter Monti abhängig sein, dessen Bündnis auf 10 bis 15 Prozent kommen könnte. Berlusconis Bündnis einschließlich der rechtspopulistischen Lega Nord liegt Umfragen zufolge derzeit bei 20 bis 25 Prozent.

Berlusconi griff Monti nach dessen Ankündigung scharf an. Er wolle die Sparpolitik fortsetzen, die Italien so geschadet habe, kritisierte er nach Medienberichten vom Samstag in einem Interview. "Monti macht sich zum Reserverad Bersanis", sagte er. Zudem habe Monti sein Versprechen gebrochen, sich als Chef einer Technokraten-Regierung nicht in den politischen Mittelpunkt zu stellen.

Von der einflussreichen katholischen Kirche hatte Monti dagegen schon kurz vor seiner Ankündigung Zuspruch erhalten. "Jeder erkennt seine Aufrichtigkeit und Kompetenz an, sowohl in Italien als auch im Ausland", sagte der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco.

Der Wirtschaftswissenschaftler Monti hatte nach dem Rücktritt Berlusconis als Ministerpräsident im November 2011 die Regierung übernommen, um das Euro-Land aus der Krise zu führen. Er brachte zahlreiche Reformen auf den Weg. Unter den Sparmaßnahmen litt aber die Zustimmung der Bevölkerung zu seiner Politik.

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