Millionen fehlen: Baustopp für Tschernobyl-Schutzhülle droht

Berlin · Der Bau einer dringend notwendigen Stahlhülle über den 1986 zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl droht wegen Geldmangels zu scheitern. Es bestehe ein Finanzierungsdefizit von 615 Millionen Euro, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Berlin aus Regierungskreisen.

 Die Schutzhülle zur Abschirmung hoch radioaktiver Strahlung in Tschernobyl ist noch nicht fertig. Das Projekt ist nur mit einer neuen Geldspritze der G7-Staaten zu retten. Foto: Sergej Dolzhenko/Archiv

Die Schutzhülle zur Abschirmung hoch radioaktiver Strahlung in Tschernobyl ist noch nicht fertig. Das Projekt ist nur mit einer neuen Geldspritze der G7-Staaten zu retten. Foto: Sergej Dolzhenko/Archiv

Foto: DPA

Deutschland und die anderen G7-Staaten konnten sich bisher nicht einigen, wie die Lücke geschlossen werden soll. 1997 hatten die sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7) den Aufbau eines Fonds vereinbart, um einen Sarkophag für Reaktorblock 4 zu finanzieren. Da der bisherige Betonschutz brüchig ist, wird zum dauerhaften Schutz vor hoch radioaktiver Strahlung eine riesige neue Stahlkonstruktion gebaut, die erst zur Hälfte fertig ist. Die bisher zur Verfügung gestellten Mittel werden Ende 2014 aufgebraucht sein.

Da Deutschland derzeit die G7-Präsidentschaft innehat, kommt der Bundesregierung eine Schlüsselrolle zu. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Fertigstellung der neuen Schutzhülle für den Sarkophag ist unabdingbar, um den havarierten Reaktor sicher zu umschließen und seinen Abbau zu ermöglichen."

Zugleich sei dies die Voraussetzung, um die Region Tschernobyl in einen ökologisch sicheren Zustand zu bringen. Die Bundesregierung werde dafür einsetzen, "dass die Finanzierungslücke für dieses Projekt von den Geberländern gemeinsam geschlossen wird." Für Mitte Oktober ist ein Treffen der G7-Gruppe für Nuklearsicherheit geplant, um zusätzliche Zusagen einzusammeln.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace mahnte eine rasche Lösung an. Es wäre unverantwortlich, wenn der Bau abgebrochen werden müsste. Die über den havarierten Reaktor gespannte Schutzhülle soll am Ende 42 000 Quadratmeter groß sein, der Bau ist weltweit beispiellos. Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Sylvia Kotting-Uhl betonte: "Dass die Bauarbeiten nicht fortgeführt werden können, ist ein ernstzunehmendes Sicherheitsproblem." Es könne nicht sein, dass in Tschernobyl aus Geldmangel wichtige Arbeiten nicht verrichtet werden. Die Grünen fordern wegen der Krise mit Russland ein umfassendes Sicherheitskonzept für die ukrainischen Atomstandorte.

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