Kassenärzte bekommen 800 Millionen mehr

Berlin · Nach einer der zügigsten Honorarverhandlungen haben sich niedergelassene Ärzte und Krankenkassen für 2015 auf eine Anhebung der Vergütung um 800 Millionen Euro geeinigt.

 Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und die KBV-Vize Regina Feldmann. Foto: Maurizio Gambarini/Archiv

Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und die KBV-Vize Regina Feldmann. Foto: Maurizio Gambarini/Archiv

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Das ist deutlich weniger als die Forderung von 5 Milliarden Euro, mit der die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vor einer Woche in die erste Verhandlungsrunde gegangen war.

Obwohl die Positionen der KBV und des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zunächst noch weit auseinanderlagen, dauerte die zweite Runde nur rund eine halbe Stunde. Wie KBV und GKV mitteilten, entfallen 132 Millionen Euro der Gesamtsumme auf die Erhöhung der Pauschalen für die fachärztliche Grundversorgung. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Förderung im hausärztlichen Bereich gelegt. 132 Millionen Euro werden insbesondere für die Finanzierung von Leistungen qualifizierter nichtärztlicher Praxisassistenten und vor allem für Hausbesuche vorgesehen.

KBV-Chef Andreas Gassen betonte, dass die Einigung diesmal ohne Schiedsspruch erreicht worden sei: "Wir begrüßen es, dass wir als gemeinsame Selbstverwaltung eine Lösung gefunden haben." Wichtig sei für ihn vor allem die Förderung der hausärztlichen und fachärztlichen Grundversorgung.

Der Vorsitzende des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, NAV-Virchow-Bund, Dirk Heinrich, kritisierte: "Keines der von der KBV gesteckten Ziele ist erreicht worden. (...) Ein Ende der Budgetierung ist nicht in Sicht. Selbst die Angleichung des Orientierungspunktwertes gleicht nicht einmal die Inflationsrate aus." Der NAV-Virchow-Bund will den Widerstand der Praxisärzte organisieren, um grundlegende Veränderungen in der Honorarpolitik zu erzwingen. "So wie die Verhandlungen in diesem Jahr gelaufen sind, kann es nicht weitergehen."

Gassen, der die Verhandlungen zum ersten Mal leitete, hatte die 5-Milliarden-Euro-Forderung mit der Budgetbegrenzung und einer erforderlichen Anhebung der Ärzte-Vergütungen begründet. Zur Zeit würden zehn Prozent der ärztlichen Leistungen nicht abgegolten. Das habe 2013 rund 2,3 Milliarden Euro ausgemacht. Bei der Anhebung der Vergütung sei das Gehalt eines Oberarztes ein Richtwert. Dafür würden weitere rund 3 Milliarden Euro im System benötigt.

GKV-Chefin Doris Pfeiffer sagte nach der Einigung: "Besonders freue ich mich darüber, dass es neben der allgemeinen Honorarerhöhung eine Förderung der für viele kranke Menschen so wichtigen Hausbesuche gibt. Mit Blick auf die langfristige Finanzierbarkeit der gesetzlichen Krankenversicherung ist dieses Verhandlungspaket gerade noch vertretbar."

Die KBV verhandelte für 150 000 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten. Davon haben 130 000 eine eigene Praxis, das sind sogenannte Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten. Weitere 20 000 Ärzte sind in Praxen angestellt. Die Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten haben einen Vertrag mit den Krankenkassen, sie werden also direkt über die Kassenärztlichen Vereinigungen honoriert. Die 20 000 in einer Praxis angestellten Ärzte profitieren indirekt von einer Anhebung der Vergütungen.

Der Deutsche Hausärzteverband hatte zuvor differenzierte Honorarerhöhungen für einzelne Ärztegruppen je nach ihrer Bedeutung für die medizinische Versorgung und Einkommenssituation verlangt. Eine Vergabe des Honoraraufschlags nach dem Gießkannenprinzip nütze niemandem richtig, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, der Nachrichtenagentur dpa. Bei Hausärzten gebe es sicherlich mehr Nachholbedarf bei den Honoraren als bei vielen hoch technisierten Facharztpraxen.

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