Offensive gegen IS: Irakische Kräfte rücken auf Tikrit vor

Bagdad · Nach dem Beginn der bisher größten Offensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rücken irakische Kräfte auf die strategisch wichtige Stadt Tikrit vor.

 Irakische Soldaten auf einem zerstörten Panzer unweit von Tikrit. Die Stadt war Heimatort des früheren Diktators Saddam Hussein. Foto: Ali Mohammed

Irakische Soldaten auf einem zerstörten Panzer unweit von Tikrit. Die Stadt war Heimatort des früheren Diktators Saddam Hussein. Foto: Ali Mohammed

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Die Armee und schiitische Milizen griffen die Heimatstadt des früheren Diktators Saddam Hussein aus mehreren Richtungen an, um sie aus der Gewalt der sunnitischen Extremisten zu befreien. Nach Armeeangaben beteiligen sich 30 000 Mann an der Offensive, darunter auch Kämpfer sunnitischer Stämme.

Irakische Medien meldeten erste Erfolge. So seien die Streitkräfte in den Ort Al-Dur südlich von Tikrit vorgerückt. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Erfolgsmeldungen der irakischen Armee haben sich in der Vergangenheit häufig als falsch herausgestellt. Der IS verbreitete im Internet Bilder, die belegen sollten, dass er Al-Dur weiter kontrolliert.

Die Offensive in Tikrit gilt auch als Test, ob die irakischen Streitkräfte in der Lage sind, die Extremisten aus einer großen Stadt zu vertreiben. Die Stadt liegt rund 170 Kilometer nördlich von Bagdad an einer wichtigen Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt und der nordirakischen IS-Hochburg Mossul, die die irakischen Streitkräfte in diesem Jahr ebenfalls angreifen wollen.

Zudem hat Tikrit als früherer Heimatort Saddam Husseins und Hochburg sunnitischer Regierungsgegner große symbolische Bedeutung. Seit der Eroberung durch den IS waren mehrere Versuche der Armee gescheitert, die Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die IS-Terrormiliz hatte Tikrit vor rund neun Monaten kurz nach der Einnahme Mossuls mit Hilfe sunnitischer Verbündeter unter Kontrolle gebracht. Mittlerweile beherrscht sie im Norden und Westen des Iraks, aber auch in Syrien große Gebiete, in denen sie ein "Islamisches Kalifat" ausgerufen und eine Terrorherrschaft errichtet hat.

Ein Korrespondent des Nachrichtensenders Al-Arabija berichtete, es gebe Befürchtungen, schiitische Kämpfer könnten sich an Sunniten in Tikrit rächen. Die allermeisten der rund 190 000 Einwohner sollen aus der Stadt geflohen sein.

Der UN-Sondergesandte für den Irak, Nickolay Mladenov, rief alle bewaffneten Kräfte in Tikrit auf, alles zu tun, um die Zivilisten zu beschützen. Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi hatte am Sonntag gesagt, der Schutz der Einwohner habe Priorität.

Erst am Wochenende hatte die IS-Terrormiliz im Nordosten Syriens eine empfindliche Niederlage erlitten. Dort konnten kurdische Kräfte die Extremisten aus dem Ort Tell Chamis vertreiben und eine wichtige Versorgungsroute der Extremisten in den Irak abschneiden.

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