Netanjahu sagt äthiopischen Juden Hilfsprogramm zu

Jerusalem · Nach Straßenschlachten äthiopischer Juden mit der Polizei in Tel Aviv hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Minderheit ein spezielles Hilfsprogramm in Aussicht gestellt. Netanjahu traf sich am Montag mit Repräsentanten der äthiopischen Gemeinde.

 Aus Äthiopien stammende Juden demonstrieren in Tel Aviv. Foto: Daniel Bar On

Aus Äthiopien stammende Juden demonstrieren in Tel Aviv. Foto: Daniel Bar On

Foto: DPA

In Israel leben nach Angaben des Statistikbüros mehr als 135 000 Juden mit äthiopischen Wurzeln. Viele von ihnen beklagen eine Benachteiligung in Beruf und Alltag sowie ständige Übergriffe durch die Polizei.

In der Nacht war eine Demonstration gegen Polizeigewalt und Diskriminierung in Tel Aviv eskaliert. Dutzende Menschen wurden verletzt und mehr als 40 Demonstranten festgenommen. Eine weitere Demonstration im Regierungsviertel in Jerusalem verlief am Montag friedlich. Aus Sorge vor neuer Gewalt hatte die Polizei ihre Präsidenz in der Stadt deutlich verstärkt und zahlreiche Straßen gesperrt.

Tausende Demonstranten hatten sich am Sonntagnachmittag auf dem zentralen Rabin-Platz in Tel Aviv versammelt. Einige von ihnen lieferten sich dann stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Ein Auslöser der Demonstrationen war ein Video, das zeigt, wie Polizisten einen äthiopischstämmigen israelischen Soldaten misshandeln.

Netanjahu traf am Montag Repräsentanten der äthiopischen Gemeinde, unter ihnen auch den misshandelten Soldaten. Er kündigte an, seine neue Regierung wolle sich ihren Problemen intensiver widmen.

Nach dem Gewaltausbruch in Tel Aviv hatte Netanjahu in der Nacht zum Montag zur Ruhe aufgerufen. "Es ist Raum, um alle Vorwürfe zu untersuchen", sagte er, "aber es gibt keinen Raum für diese Art von Gewalt und Gesetzesbrüchen."

Augenzeugen berichteten, die Polizei habe auf dem Rabin-Platz Wasserwerfer, Tränengas und Blendgranaten gegen die Demonstranten eingesetzt. Diese hätten die Sicherheitskräfte wiederum mit Steinen und Flaschen beworfen. Einige Demonstranten kippten ein Polizeiauto um. Im Stadtzentrum waren bis in die frühen Morgenstunden immer wieder laute Explosionen zu hören, Krankenwagen brachten Verletzte ins Krankenhaus. Über Tel Aviv kreisten stundenlang Polizeihubschrauber.

Die Demonstranten hatten zuvor die Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem sowie zentrale Straßen in der Küstenmetropole blockiert. Einige von ihnen legten sich auf die Straße. "Nicht schwarz, nicht weiß, wir sind alle Menschen", skandierten Teilnehmer des Protests.

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