Niederlande Haftstrafen für deutsche Hooligans

Middelburg · Deutsche Hooligans feiern im niederländischen Renesse eine Party. Nach viel Alkohol und einem Streit folgt eine brutale Attacke gegen die Polizei. Da aber kennen die Niederlande nur eins: Null-Toleranz

Niederlande: Haftstrafen für deutsche Hooligans
Foto: DPA

Haftstrafen von vier beziehungsweise fünf Monaten dazu noch Schadensersatz von rund 5000 Euro: Ein Strafgericht in den Niederlanden hat vier deutschen Hooligans am Mittwoch wegen einer Gewaltattacke im Nordseebad Renesse verurteilt. Die Männer aus dem Ruhrgebiet hätten in der Nacht zum 12. April 2015 Polizisten, Sicherheitsbeamte und Bürger misshandelt, erklärte das Gericht in Middelburg in der Provinz Zeeland.

Die vier Angeklagten waren nicht erschienen. Ob sie gegen das Urteil Berufung einlegen werden, ist noch nicht bekannt. Eine mögliche Haftstrafe könnten die Männer auch in Deutschland verbüßen.

"Es war eine sehr starke und beängstigenden Form von öffentlicher Gewalt", urteilte das Gericht. Die Männer hätten geschlagen, getreten und geboxt. "Die Opfer standen große Ängste aus." Die Anklage hatte neun Monate Haft gefordert um eines deutlich zu machen: Gewalt gegen Polizei wird nicht toleriert. Die Verteidiger hatten dagegen auf Freispruch plädiert, da die Beweislage ihrer Ansicht nach zu dürftig sei.

Der Abend im April hatte fröhlich begonnen. Mit einem Doppeldeckerbus waren 78 Deutsche von den Ultras-Gelsenkirchen, dem harten Kern von Schalke 04-Fans, in das Nordseebad Renesse gekommen. Dort wollten sie den Abschied eines Kumpanen feiern, der in Deutschland eine Haftstrafe von 18 Monaten antreten musste. "Durchbeißen Rote", stand nach Angaben der Anklage auf ihren T-Shirts.

Gegen 2.30 Uhr kam es zum Streit mit Niederländern. Die Polizei griff ein und wurde selbst zur Zielscheibe der Aggression. "Soviel Gewalt haben wir vorher noch nie mitgemacht", sagte einer der Beamten später. "Als ob wir gelyncht werden sollten", sagte ein anderer. Sicherheitsbeamte und Türsteher von Diskotheken kamen den sechs Polizisten zu Hilfe.

Die Deutschen traten und schlugen. Einer zerschlug eine Bierflasche auf dem Kopf eines Polizisten. Zwei Beamte mussten später mit Kopfverletzungen im Krankenhaus behandelt werden.

Insgesamt hatte die Staatsawaltschaft elf Deutsche angeklagt. Die Anklage wollte ein Urteil im Schnellverfahren, das im niederländischen Strafrecht möglich ist und der der Abschreckung dienen soll. Zu schnell wollte das Gericht aber nicht entscheiden. Am 1. Mai war der Prozess in den sieben anderen Fällen vertagt worden. Da nicht alle auf den Bildern der Überwachungskmeras zu identifizieren waren, müssten mehr Zeugen befragt werden.

Staatsanwalt Rob Rammeloo hantierte das Prinzip: "Samen uit, samen thuis" - mitgehangen, mitgefangen. Und in den ersten vier Fällen gab ihm das Gericht recht.

Die Angeklagten waren ganz normale Leute: Ein Student, ein Altenpfleger und sogar ein Justizbeamter. Ihn machte das Gericht als Rädelsführer aus. Er sei auf den Bildern der Sicherheitskameras deutlich zu erkennen. Daher muss der 33-Jährige nun auch für fünf Monate ins Gefängnis. Nun droht ihm nach Angaben seines Anwalts die Kündigung. Die übrigen drei wurden zu vier Monaten Haft verurteilt.

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