Expertin: Viele Ebola-Patienten haben Angst vor Behandlung

München/Monrovia · Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen will ihre Arbeit für die Menschen in den von Ebola betroffenen Ländern transparenter machen.

 Eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen legt Schutzkleidung an, die vor einer Infektion mit Ebola schützen soll. Foto: Olvier Hoslet

Eine Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen legt Schutzkleidung an, die vor einer Infektion mit Ebola schützen soll. Foto: Olvier Hoslet

Foto: DPA

Zahlreiche Patienten hätten Angst, sich von den Helfern behandeln zu lassen, berichtete die Würzburger Krankenschwester und Notfallkoordinatorin der Organisation, Anja Wolz. "Viele nehmen die Ebola-Behandlungszentren eher als Todeszentren wahr, weil sie mitbekommen, dass Patienten hier auch sterben", sagte Wolz im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Die Familien behielten ihre Kranken deshalb lieber zu Hause. Damit steige aber die Gefahr für die Angehörigen, sich ebenfalls mit dem Virus zu infizieren. Um mit Kranken und deren Umfeld über die Gefahr zu sprechen, wollen Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen deshalb verstärkt in die Stadtviertel gehen, wie Wolz erläuterte.

Für die Organisation sind insgesamt mehr als 3000 lokale und internationale Mitarbeiter in Westafrika im Einsatz.

Der Präsident von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland beklagte einen Mangel an Engagement der Bundesregierung im Kampf gegen Ebola. Man freue sich zwar, dass der Ernst der Lage erkannt wurde, "aber die Aktivitäten der Bundesregierung vor Ort sind weiterhin so, dass noch kein einziger Patient dort behandelt wurde", sagte der Präsident der deutschen Sektion der Organisation, Tankred Stöbe, mit Blick auf offizielle deutsche Helfer. "Das ist nach einem weiteren Monat der medialen großen Ankündigung zu wenig."

Indessen hat die US-Gesundheitsbehörde CDC die Schutzvorschriften für das Pflegepersonal verschärft, nachdem sich zwei Krankenschwestern in den USA mit Ebola angesteckt hatten. In die Entwicklung der neuen Vorschriften seien die Erfahrungen mit Ebola-Patienten in drei US-Krankenhäusern eingeflossen, teilte die CDC in Atlanta mit. Sie legten unter anderem fest, dass alle Krankenpfleger, die sich um Ebola-Patienten kümmern, nochmals intensiv im Umgang mit der Schutzkleidung geschult werden müssten. Zudem müsse immer eine Aufsichtsperson dabei sein, wenn die Kleidung an- oder abgelegt werde.

In einem Krankenhaus in Dallas hatten sich zuvor zwei Krankenschwestern bei einem Ebola-Patienten angesteckt. Sie werden derzeit behandelt. Bei dem Patienten war Ende September Ebola festgestellt worden. Es handelte sich dabei um die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie. Rund eine Woche später war der Mann gestorben.

Die Familie des Mannes hat sich dagegen nicht mit der Krankheit angesteckt. Seine Verlobte und weitere Familienmitglieder hätten keine Symptome gezeigt und stünden nun nicht mehr unter Beobachtung, teilte das Nebraska Medical Center in Omaha mit. Insgesamt seien 43 Menschen, darunter auch Nachbarn und Pflegepersonal, von der Beobachtungsliste genommen worden. Sie alle hätten nach Ablauf der 21-tägigen maximalen Inkubationszeit, also dem Zeitraum zwischen Anstecken und Auftreten von Symptomen, keine Symptome gezeigt.

Fünf weitere Menschen sollen in den kommenden Tagen ebenfalls ihre Häuser wieder verlassen dürfen. 120 Menschen, die ebenfalls mit dem Mann aus Liberia in Kontakt gekommen waren, stehen noch bis zum 7. November unter Beobachtung.

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