Pläne zur Begrenzung von Plastiktüten nehmen weitere EU-Hürde

Brüssel · Der Verbrauch von Plastiktüten in Europa soll innerhalb des nächsten Jahrzehnts drastisch sinken. Entsprechende Pläne haben nun auch die Unterstützung der 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

 Eine weggeworfene Plastiktüte. Foto: Patrick Pleul/Illustration

Eine weggeworfene Plastiktüte. Foto: Patrick Pleul/Illustration

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Die EU-Botschafter stimmten in Brüssel geschlossen für das Vorhaben, wie Diplomaten berichteten. Um den Verbrauch von Einwegtüten zu begrenzen, sollen die Staaten entweder Gebühren oder Steuern auf die Beutel erheben oder konkrete Ziele zur Verminderung beschließen. Auch nationale Verbote wären möglich.

Profitieren soll von den Plänen vor allem die Umwelt: Es dauert Hunderte von Jahren, bis sich die Beutel in der Natur zersetzen. Insbesondere Meerestiere leiden darunter, winzige Teile können über die Nahrungskette auch in den menschlichen Körper gelangen.

Europaweit soll der Verbrauch leichter Plastiktüten bis Ende 2025 auf 40 Beutel pro Bürger sinken - das ist eine Minderung um knapp 80 Prozent im Vergleich zu 2010. Hauchdünne Gemüse- und Obsttüten und stabile Mehrfachtüten sind nicht betroffen.

In Deutschland werden allerdings schon heute vergleichsweise wenige Tüten genutzt. So verbrauchte nach Angaben der EU-Kommission im Jahr 2010 jeder Deutsche im Durchschnitt 64 Einwegtüten. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt lag bei 176 Einwegtüten.

Nun soll es konkrete Zahlenziele zur Verminderung der Tüten geben: Unter dem Strich würde dann jeder Verbraucher Ende 2019 nicht mehr als 90 leichte Plastikbeutel jährlich nutzen, Ende 2025 nicht mehr als 40. Alternativ kann es ab spätestens Ende 2018 auch Gebühren oder Steuern auf die Tüten geben - sie wären jedenfalls nicht mehr kostenlos.

Anfang der Woche war im Parlament irrtümlich die Rede vom Zieldatum 2017 die Rede. Wie der Verbrauch an Tüten gedrosselt werden soll, kann jede nationale Regierung selbst entscheiden. Sogar komplette Verbote wären möglich.

Grüne und Umweltschützer sind weitgehend zufrieden mit dem Vorhaben. Der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling bezeichnete es als "Meilenstein auf dem Weg zu einem ressourcenschonenderen Europa". Nun müssten biologisch abbaubare und kompostierbare Tüten gefördert werden. Wenig erfreut reagierte hingegen der Branchenverband Plastics Europe. Man unterstütze eine Gebühr auf Einkaufstaschen aus allen Materialien - nicht nur aus Plastik. Die neuen Regeln könnten aber zu ganz unterschiedlicher Umsetzung in den einzelnen EU-Ländern führen und damit den Handel in Europa behindern.

Einige kleinere Hürden müssen die Pläne noch nehmen. Am Montag soll der Umweltausschuss des Europaparlaments darüber abstimmen, ein Ja wird aber erwartet. Danach steht noch die formelle Annahme durch die Minister der EU-Staaten und das Plenum des Europaparlaments an. Dies alles dürfte bis zum Frühjahr geschehen.

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