Aus für zehn Kohlekraftwerke könnte Strompreis erhöhen

Berlin · Deutschland kann sein Klimaziel nach Überzeugung von Experten nur durch die Abschaltung alter Kohlemeiler einhalten. Verbraucher und Wirtschaft könnten das zu spüren bekommen, zeigen Berechnungen.

Die aus Klimaschutzgründen diskutierte Stilllegung von zehn deutschen Kohlekraftwerken könnte den Strompreis leicht erhöhen. Im Einkauf an der Strombörse würde der Preis zwischen 1,70 und 5 Euro je Megawattstunde steigen, ergeben Berechnungen von zwei großen Energieversorgern, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Was dies für die Haushalte bedeuten würde, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Kilowattstunde könnte aber etwas teurer werden.

Derzeit liegt der Börsenpreis für Strom bei knapp 50 Euro die Megawattstunde, also bei knapp 5 Cent je Kilowattstunde. Mit den ganzen Kosten für Transport, Vertrieb, Abgaben Steuern und Ökostrom-Umlage zahlen die Verbraucher als Endkundenpreis rund 29 Cent je Kilowattstunde.

Zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium wurde das Szenario einer Stilllegung von rund zehn Braun- und Steinkohlekraftwerken mit einer Leistung von 10 000 Megawatt durchgespielt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will aber nicht zwangsweise einschreiten.

Dennoch hält er offiziell daran fest, dass bis 2020 das Ziel von 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als 1990 noch zu schaffen ist. Fachleute halten dafür das Stilllegen einiger Kohlekraftwerke für notwendig. Derzeit gibt es Überkapazitäten, allerdings könnte sich bis 2022 wegen des Atomausstiegs ein Engpass ergeben.

Durch steigende Börsenstrompreise würden Erzeuger mit anderen Kraftwerken zwar mehr als bei den derzeitigen Überkapazitäten verdienen. Aber Verhandlungen über freiwillige Abschaltungen blieben bisher ohne Erfolg. Denn auch wegen eines hohen Stromexports lässt sich mit Kohlekraftwerken derzeit gutes Geld verdienen.

Der klimapolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Schwabe, forderte, das Ziel gesetzlich zu verankern. So würde der Druck wachsen, das Klimaziel bis 2020 zu schaffen. Umweltschützer verweisen zudem darauf, dass Kohlestrom nur vordergründig billig sei - nicht eingerechnet seien die Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) plädierte für den Erhalt von Kohlekraftwerken. Ihre Landesregierung stehe dazu, "dass es in NRW für die nächsten Jahrzehnte noch Kohlekraftwerke geben wird", sagte sie dem "Handelsblatt". Aus NRW kommen die beiden großen Versorger RWE und Eon, die jeweils stark auf fossile Energien setzen.

Grünen-Chefin Simone Peter forderte eine Reaktion von Angela Merkel (CDU). "Da würde ich mir ein Machtwort der Kanzlerin gegenüber den Kohlefreunden erwarten: Wir steigen schrittweise aus der Kohle aus und legen dafür einen konkreten Plan vor", sagte Peter der "Rheinischen Post".

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