Lokales - Macht die Bahn bald einen Bogen um Bonn?

Verkehr: Die Fernzüge wechseln die Rheinseite, Stadt und Kreis streiten um die Streckenführung der S-Bahn 13, nur die Hardtbergbahn soll nach 30 Jahren Diskussion nun wirklich in Fahrt kommen

  Arbeiter  verlegen die letzte ICE-Schiene auf der Logebachtalbrücke. Foto: Frank Homann

Arbeiter verlegen die letzte ICE-Schiene auf der Logebachtalbrücke. Foto: Frank Homann

Verkommt Bonn zum Provinzbahnhof? Diese Sorge plagt die städtischen Verkehrsexperten und Politiker spätestens seit dem Tag, als klar wurde, dass die ICE-Strecke Köln-Frankfurt rechts- und nicht, wie erhofft, linksrheinisch mit Haltepunkt Bonn-Hauptbahnhof geführt wird. Die Strecke ist beinahe fertig, die Diskussionen um die Anbindung Bonns an das attraktive Fernnetz der Deutschen Bahn dauern weiter an.

Mit der Lösung "S-13", die ab Köln über die rund eine Milliarde teure Schienenschleife (die Hälfte der Mittel stammen aus dem Ausgleichstopf) zum Flughafen geführt und von dort weiter nach Bonn fahren soll, haben die Bonner sich zwar inzwischen angefreundet. Aber: Bislang sieht die Planung nur eine rechtsrheinische Trasse bis Oberkassel vor, die - geht es nach dem Willen des Rhein-Sieg-Kreises - bis Linz weitergeführt werden soll.

Die Bonner hingegen pochen auf die Abmachung im Zusammenhang mit den Ausgleichsmaßnahmen, den Arbeitsplatzschwerpunkt Bundesviertel an das rechtsrheinische Schienennetz der DB anzubinden. Schließlich ist dank des Einsatzes sogenannter Hybridfahrzeuge, die sowohl S-Bahn- als auch stadtbahntauglich sind, eine Rheinquerung über die Südbrücke nun wesentlich günstiger möglich.

Einstige Überlegungen, die S-Bahn durch einen Tunnel oder über eine Brücke den Rhein queren zu lassen, waren wegen zu hoher Kosten - veranschlagt waren etwa 300 Millionen Mark - wieder verworfen worden. Die jetzt von der Bundesstadt angestrebte Lösung soll nach Berechnungen des Düsseldorfer Ingenieur-Büros Spiekermann dagegen nur rund 60 Millionen Mark kosten.

Umständlich werden in Zukunft wohl die Fernreisen ab Bonn-Hauptbahnhof. So plant die Bahn, zwei von drei Fernzügen (ICE/IC) von der linksrheinischen Schienentrasse zu streichen, obendrein wird überlegt, den Interregio nur noch alle zwei Stunden Bonn passieren zu lassen. Das heißt, dass vor allem Reisende von Bonn in Richtung Süden in Zukunft einen Umweg über den Kölner Hauptbahnhof oder die Fahrt mit der S-Bahn zum ICE-Bahnhof Siegburg in Kauf nehmen müssen.

Landtagsabgeordneter Gerhard Lorth hat sich mit seiner Prophezeiung, der Bonner Hauptbahnhof verkomme auf Dürener Kreisniveau, im besagten Städtchen zwar reichlich unbeliebt gemacht, doch seine Sorge ist durchaus begründet: Wenn der Nord-Süd-Schienenverkehr nicht einen großen Bogen um das Zentrum der alten Bundeshauptstadt machen soll, dann ist es höchste Eisenbahn für Stadt und Politik, alles dafür zu tun, dass der Bahnhof der alten Bundeshauptstadt nicht in einen Dornröschenschlaf fällt.

Auf gutem Wege ist dagegen die Hardtbergbahn, die nunmehr seit 30 Jahren in Bonn zur Diskussion steht. Sie soll bis zum Brüser Berg fahren - mit Option bis Witterschlick. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass der Stadtrat die Einleitung der Planfeststellung im Januar beschließen wird und dann voraussichtlich Ende 2004 der erste Spatenstich für das rund 400 Millionen Mark teure Schienenprojekt erfolgen kann.

Umstritten dabei ist zwar bei vielen nach wie vor die geplante Tieflage der Straßenbahnen zwischen Hauptbahnhof und Endenich beziehungsweise Bonner Talweg, doch die beiden großen Fraktionen CDU und SPD haben diesen alten Streit beigelegt, damit die Bahn endlich auf die Schiene gesetzt werden kann.

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