Wilhelm Schänzer: Nicht nachweisbar? Falsch

Dopingforscher über den jüngsten Doping-Fall

  Wilhelm Schänzer.

Wilhelm Schänzer.

Foto: dpa

Bonn. CERA gilt als "EPO der dritten Genaration". Jetzt ist auch der erste CERA-Sünder der Tour überführt. Mit dem Dopingforscher Wilhelm Schänzer von der Sporthochschule Köln sprach Tanja Schneider.

General-Anzeiger: Warum werden jetzt EPO-Doper erwischt? Während der Tour macht die Gabe doch wenig Sinn.

Wilhelm Schänzer: Das französische Labor hat die CERA-Tests schon länger in der Schublade gehabt, aber für die Tour verfeinert. Die Fahrer hatten vermutlich die Information, dass CERA nicht nachweisbar ist - falsch.

GA: Und die Fahrer haben sich so sicher gefühlt, dass sie gleich die ganze Apotheke im Hotelzimmer haben rumliegen lassen?

Schänzer: Das ist auf alle Fälle nicht besonders clever. Die Zimmer können doch immer durchsucht werden. Außerdem ist das ganz unnötig. Man muss nur alle vier Wochen spritzen. Da muss man nicht ständig sämtliche Utensilien dabei haben.

GA: Also wissen sie gar nicht wirklich, was sie tun?

Schänzer: Möglicherweise.

GA: Verschafft das eine neue Perspektive oder ist es wieder nur ein Kapitel im Hase-und-Igel-Spiel?

Schänzer: Es gab und gibt immer wieder solche Fälle. Es wird gedopt, die Analytik gibt Hinweise und leistet ihren Beitrag zur Doping-Bekämpfung.

GA: Jetzt werden vermutlich einige Sportler nervös.

Schänzer: Mit CERA wird jetzt wohl niemand mehr arbeiten.

Zur Person

Biochemie-Professor Wilhelm Schänzer (56) ist verheiratet und hat einen Sohn. Hobbys: Wandern und - Radfahren.

Lesen Sie dazu auch das Tagebuch von Christian Knees

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