Volker Neumüller: Qualität kommt von Qual

Bald startet die neue Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ - Interview mit Jury-Mitglied

  Volker Neumüller  Qualität kommt von Qual.

Volker Neumüller Qualität kommt von Qual.

Foto: dpa

Am 6. Januar beginnt die siebte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“. Die RTL-Castingshow ist die derzeit erfolgreichste Musiksendung im deutschen Fernsehen. In 20 Städten wurden zunächst 34 420 Bewerber gecastet. Die Jury-Castings fanden anschließend in Köln, Berlin, Frankfurt, München und Hamburg statt.

Die Höhepunkte zeigt RTL ab 6. Januar immer mittwochs und samstags. Die nächste Runde, der so genannte Recall, wird in der Karibik veranstaltet. Dort ermittelt die Jury die besten 15 Kandidaten für die erste Live-Show. Danach starten mit zehn Kandidaten die Motto-Shows, die samstags live ausgestrahlt werden. Dabei haben die TV-Zuschauer die Möglichkeit, per Telefon abzustimmen.

Der Berliner Volker Neumüller sitzt neben Dieter Bohlen und Nina Eichinger erneut in der Jury. Darüber hinaus ist er Manager der „Superstars“. Mit Neumüller sprach Olaf Neumann.

General-Anzeiger: Die Jury von DSDS bleibt in dieser Staffel unverändert. Ein Zeichen, dass Sie mit Dieter Bohlen gut können?

Volker Neumüller: Ich komme mit ihm schon seit mehr als zehn Jahren gut aus.

GA: Woher kennen Sie sich?

Neumüller: Ich habe mit ihm zusammengearbeitet, als ich noch stellvertretender Geschäftsführer der Plattenfirma BMG Berlin war. Dort sind die Modern-Talking-Platten veröffentlicht worden. Damals war Dieter noch keine Fernsehpersönlichkeit, aber schon genauso drauf wie heute. Er ist erfolgreich, weil er sich nie verraten hat. Und er besitzt die Härte, die man in der Musikbranche braucht.

GA: Bohlen hat angekündigt, die neue Staffel werde so hart wie nie. Was bedeutet das?

TV-Tipp Deutschland sucht den Superstar - Die 7. Staffel, Castings ab 6. Januar (20.15h) - immer mittwochs und samstags bei RTL (20.15h)Neumüller: Es geht darum, den Beruf eines „Superstars“ auszuloben. Qualität kommt von Qual. Wer da als Luftpumpe ankommt und meint, er kann das Ding mal eben im Vorbeigehen mitnehmen, der bekommt von uns die dementsprechende Ansage.

GA: Wäre DSDS auch ohne Bohlen denkbar?

Neumüller: Bohlen ist eine Persönlichkeit, und er kann in der Stimme des Volkes sprechen. Ein Enfant terrible wie ihn kann man nicht ersetzen. Aber die Sendung besitzt auch als solche eine eigene Größe.

GA: Dass jemand berühmt werden will, ist keine Besonderheit. Wonach suchen Sie als Juror?

Neumüller: Zuallererst geht es um die Stimme. Man kann sie bei einer Live-Show nicht verstellen. Auch die Persönlichkeit muss außergewöhnlich sein. Ein Kandidat muss exhibitionistisch sein und gut in den Schuhen stehen. Wir suchen jemanden, der unterhalten und nicht nur interpretieren kann.

GA: Insgesamt sind in den bisherigen Staffeln 165 977 Kandidaten gecastet worden. Mit welchen Erwartungen kommen die Bewerber zu Ihnen?

Neumüller: Die Kandidaten versuchen, ihren Traum zu leben. Dieser Traum ist nach sechs Staffeln DSDS klar definiert. Und entgegen den Darstellungen der Medien gibt es auch einen personifizierten Traum.

GA: Und wer ist das?

Neumüller: Mark Medlock. Er ist jetzt im vierten Jahr erfolgreich - mit bislang 2,5 Millionen verkauften Platten. Es wird oft vergessen, dass unser Beruf mit ganz viel Disziplin einhergeht. Es ist nicht das schillernde Party-Milieu. Tatsächlich bedeutet es, früh ins Bett zu gehen und früh aufzustehen. Das wird bei DSDS vermittelt. Wir führen die Kandidaten an ihre Grenzen. Am Ende haben wir stets ein echtes Talent gefunden.

GA: Kritiker vermissen bei DSDS den kreativen Umgang mit Musik. Welchen künstlerischen Anspruch hat die Show wirklich?

Neumüller: In unseren Medien wird eine Leona Lewis rauf und runter gespielt und als neue Whitney Houston gehandelt. Dabei entstammt sie dem gleichen Format: Sie hat in England „X-Factor“ gewonnen. Britney Spears, Beyoncé, Kelly Clarkson, Justin Timberlake: Diese Weltstars kommen alle aus Casting-Situationen. Aber dass Mark Medlock es vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft hat, wird in Deutschland nicht gewürdigt.

GA: Lizenzgeber für DSDS ist Simon Fullers Firma 19 Entertainment. Fuller ist Erfinder der britischen Castingshow „Pop Idol“ und Rechteinhaber von „American Idol“. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm?

Neumüller: Ich stehe mit 19 Entertainment in engem Kontakt. Natürlich hat diese Firma auch ein wirtschaftliches Interesse, aber sie kümmert sich wirklich darum, Talente zu finden. Casting-Verträge werden immer kritisch diskutiert. Der einzige, bei dem das nicht der Fall ist, ist der von DSDS. Weil er nämlich astrein ist. Ohne Inhalte zu verraten, kann ich als Manager sagen, dass er weit über dem Marktniveau liegt.

GA: Sie managen die DSDS-Teilnehmer Daniel Schumacher, Mark Medlock, Linda Teodosiu, Sarah Kreuz und Vanessa Neigert. Viele Sänger verschwinden wieder in der Versenkung. Wie wollen Sie das verhindern?

Neumüller: Grundsätzlich geben die Medien in Deutschland außerhalb von RTL Casting-Künstlern keine Wettbewerbschance. Bestes Beispiel ist Daniel Schumacher. HR3 will seine neue Single nur dann spielen, wenn sich 1 000 Hörer auf der HR3-Facebook-Seite positiv zu ihm äußern. Das ist eine Wettbewerbsverzerrung. Soll man einem Casting-Gewinner oder Zweitplatzierten wirklich den Vorwurf machen, dass er sich einem Wettbewerb mit 30 000 Konkurrenten gestellt hat und elf Mal live in einer Samstagabendshow vor Millionenpublikum aufgetreten ist? Mark Medlock überlebt nur, weil er extrem hart arbeitet und viel live spielt. Eine Unterstützung außer von RTL hat er nie erfahren.

GA: Finden Sie es nicht problematisch, dass fast alle DSDS-Gewinner von Dieter Bohlen produziert werden?

Neumüller: So viele waren es gar nicht. Es gab Alexander Klaws, Mark Medlock und Daniel Schumacher. Thomas Godoj und Tobias Regener wurden nicht von Bohlen produziert.

GA: Wie macht man einen DSDS-Gewinner zum Künstler?

Neumüller: Ein Künstler, der innerhalb eines halben Jahres bei DSDS geboren wird, muss erst einmal lernen, seinen Beruf auszuüben. Und das versuche ich ihm auf dem besten Niveau so einfach wie möglich zu machen, damit er überhaupt die Chance hat, sich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln.

GA: Was tun Sie konkret?

Neumüller: Ich sage den Leuten von Anfang an: Das Geschäft ist knüppelhart und selten fair. Darauf muss man sich einlassen wollen.

Zur PersonGeboren am 18. Oktober 1969 in Cuxhaven

1987 gründet er seine eigene Management- und Booking-Firma und wird 1991 A&R-Director (Artist and Repertoire) des Musikverlags Polygram Songs. In dieser Eigenschaft ist er zuständig für das Sichten neuer Künstler und Aufspüren von Trends

1996 wird er Geschäftsführer der Plattenfirma Mega Records

1999 wechselt er als Co-Geschäftsführer und A&R-Director zur BMG Berlin Musik

Von 2002 bis 2004 ist er General Manager A&R /Marketing bei Sony/Epic. Zu seinen Künstlern zählen u. a. Eiffel 65, ATC und Right Said Fred

2005 gründet Neumüller seine Firma 313 Music mit Künstlern wie Melanie C., Ben, Alex Christensen/U96, Kate Hall, Lukas Hilbert, Das Bo und Rednex

Seit der vierten Staffel von DSDS betreut er die DSDS-Gewinner, so auch den bisher erfolgreichsten „Superstar“ Mark Medlock. Volker Neumüller wird auch der Manager des Siegers der aktuellen Staffel von DSDS

Seit 2008 ist er zudem vor der Kamera als Juror mit dabei

Privat: Volker Neumüller ist seit kurzem verheiratet und lebt in Berlin

Hobbys: seine Hunde

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