Peter Kloeppel: "Bonn hat eine sehr schöne Größe!"

Der RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel spricht im GA-Interview über den Umzug des Privatsenders und seine Ansichten zur Bundesstadt.

Peter Kloeppel: "Bonn hat eine sehr schöne Größe!"
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Er lebt in Bonn und arbeitet in Köln. Als Chefredakteur und Moderator der Nachrichtensendung „RTL aktuell“ ist Peter Kloeppel bundesweit bekannt. Über seine Arbeit unter einem neuen Dach für die RTL-Senderfamilie, seine sportlichen Ambitionen und seine Ansichten zu Bonn sprach der 51-Jährige mit Thorsten Cöhring und Bernward Klein.

General-Anzeiger: Sie sind mit RTL und der Senderfamilie weitgehend in Ihrer neuen Unterkunft in den Deutzer Rheinhallen angekommen. Wie fühlt sich das an?

Peter Kloeppel: Es fühlt sich toll an, funktioniert schon sehr gut und wird jeden Tag noch besser. Zum ersten Mal in der Geschichte der Mediengruppe RTL Deutschland können wir alle Unternehmensbereiche in einem Gebäude konzentrieren. Das eröffnet neue Möglichkeiten und vereinfacht die ohnehin enge Zusammenarbeit, beispielsweise mit n-tv.

GA: ...und das in bester Lage.

Kloeppel: Eine schönere Lage kann man sich gar nicht wünschen. Nicht jedes Büro hat Rhein- und Domblick, aber man spürt, dass wir in dieser Stadt noch mehr angekommen sind.

GA: Was passiert mit dem Standort an der Aachener Straße?

Kloeppel: Der alte Standort wird von uns völlig aufgegeben, in einigen Wochen sind wir dort alle weg. So viel ich weiß, gibt es Überlegungen, dort etwas ganz Neues zu bauen, wahrscheinlich eine Wohnbebauung.

GA: Funktioniert in Deutz alles?

Kloeppel: Natürlich müssen wir mit neuer Technik in einem neuen Studio im Vorfeld sehr viel ausprobieren. Was können wir wie optisch umsetzen? Was kann der Moderator anders machen als bisher? All diese Fragen haben wir nacheinander abgearbeitet. Obendrein arbeiten wir jetzt komplett „tapeless“, also ohne Aufzeichnungen auf Band. Alles kommt vom Server, und manchmal führen Server ein gewisses Eigenleben. Da kann es schon einmal ein wenig ruckeln. Aber wir hatten noch keine dramatischen Ausfälle.

GA: Ist das eigentlich ein neuer Trend, dass Moderatoren mehr stehen müssen?

Kloeppel: Ich stehe immer im zweiten Teil der Sendung, und das habe ich in der Sendung aus dem alten Studio auch schon getan. Wer ein bisschen mehr steht, ist unsere Sportmoderatorin. Wir wollen das aber weiter ausbauen. Was wir erreichen wollen, ist, dass die Zuschauer den Moderator oder die Moderatorin als Ganzes wahrnehmen und nicht als quasi nur bis zum Bauchnabel existierenden Mensch.

GA: Was ist das Erfolgsrezept der Nachrichtensendung „RTL aktuell“?

Kloeppel: Ich denke, dass wir eine Alternative zu den klassischen Nachrichtensendungen bieten, ohne das Wichtige zu vernachlässigen. Auch bei uns ist Politik in 90 bis 95 Prozent der Fälle der Aufmacher. Aber Politik ist nicht das allein bestimmende Element der Sendung. Wir greifen immer auch Servicethemen auf und bemühen uns dabei, den Zuschauern auf verständliche Art einen Nutzwert mitzugeben. Und wir setzen bewusst auf Themenschwerpunkte von unseren Korrespondenten, haben dafür unser Netz weltweit ausgeweitet. Unsere Reporter liefern Geschichten, die einen ganz eigenen Blick auf das geschehen werfen. Dabei versuchen wir, jeden Tag auch Überraschungen zu bieten. Und wir haben die Sendung optisch immer modern gehalten und weiterentwickelt.

GA: Und zwischen den Moderatoren - Ihnen und Ulrike von der Gröben beispielsweise - stimmt ja auch offensichtlich die Chemie.

Kloeppel: Es ist nicht so, dass wir uns da anstrengen müssen. Wir kommen gut miteinander klar. Und was die Zuschauer mit Sicherheit auch erkennen, ist, dass wir großes Interesse an den Themen haben, die wir präsentieren. Wir leben diese Nachrichtenwelt mit Leidenschaft.

GA: Wäre Regierungssprecher nicht etwas für Sie gewesen?

Kloeppel: (lacht) Da gibt es ja jetzt einen. Und nach allem, was ich gehört habe, merkt Steffen Seibert, was für ein Knochenjob das ist. Das macht man sieben Tage die Woche, schlimmstenfalls 24 Stunden ohne Pause. Das Vergnügen hat jetzt Steffen Seibert, mir macht meine Arbeit mehr Spaß.

GA: Sie sind in einer internationalen Online-Journalistenschule engagiert. Was treibt Sie dazu?

Kloeppel: Das ist eine Akademie, die sich im Moment in der Gründungsphase befindet und Ende 2011 an den Start gehen wird. Sie ist ein Projekt, das im Hause Bertelsmann geschaffen wurde mit dem Ziel, Journalisten aus Ländern zu erreichen, die Schwierigkeiten mit der Pressefreiheit haben. Wir wollen, um der Pressefreiheit mehr Gehör und den Journalisten mehr Möglichkeiten zu verschaffen, jedes Jahr etwa 20 Journalisten auswählen, die wir mit einem E-Learning-Programm, aber auch mit festen Seminaren in Deutschland mit journalistischen Techniken vertraut machen. Damit unterstützen wir sie bei ihrer Arbeit in ihren Ländern und dem Aufbau von eigenen Netzwerken. Meine Rolle ist da mehr die des Mentors und Begleiters.

GA: Der Privatmann Peter Kloeppel ist auch Marathonläufer. Immer noch?

Kloeppel: Oh ja, in diesem Jahr reicht es zwar nicht für einen Marathon, aber am kommenden Wochenende laufe ich in Köln den Halbmarathon und habe mich - soweit es die Zeit ließ - intensiv vorbereitet. In den vergangenen Monaten bin ich im Schnitt drei- bis viermal die Woche gelaufen, das heißt in der Spitze pro Woche 40, manchmal 50 Kilometer. Das geht aber nur früh morgens oder direkt nach dem Frühstück. Am Wochenende mache ich dann die langen Läufe am Rhein oder im Kottenforst.

GA: Welche Zeit wollen Sie in Köln schaffen?

Kloeppel: Ich habe mir vorgenommen - und hoffe, dass ich es schaffe - unter zwei Stunden zu kommen. Mein bisher bester Lauf war hier in Bonn mit etwas über 2:04 im vergangenen April. Ich hatte schon da gehofft, unter zwei Stunden zu kommen, aber leider fehlte am Ende doch die Puste.

GA: Was finden Sie an Bonn so lebenswert?

Kloeppel: Ich finde, Bonn hat eine sehr schöne Größe. Es ist eine überschaubare Stadt, die noch dazu großartig gelegen ist: Welche Stadt kann sich so glücklich schätzen, auf der einen Seite den Rhein zu haben und auf der anderen Seite das Siebengebirge? Besser kann man es eigentlich nicht treffen. Bonn hat eine sehr interessante Mischung von Menschen, und die Stadt hat sich auch kulturell vieles bewahrt.

GA: Stichwort Festspielhaus: Hat Bonn da eine Chance verpasst?

Kloeppel: Natürlich hätte ich mich über ein architektonisches Juwel am Rhein gefreut. Aber Bonn muss sich - nicht erst seit den Erfahrungen mit dem WCCB - die Frage stellen: Wie viel Geld haben wir tatsächlich zur Verfügung ? Bei einem solchen Großprojekt muss man sich sehr genau überlegen, ob nicht die Gefahr besteht, langfristig auch wegen eventuell steigender Baukosten in einer finanziellen Schieflage zu landen. Darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass es ein kulturelles Gesamtkonzept braucht, in das sich ein solches Festspielhaus einfügen müsste. Da sollte auch die Frage erlaubt sein: Nutzen wir unser Opernhaus so, wie wir es nutzen könnten? Ließe sich das nicht als kombiniertes Opern- und Konzerthaus stärken?

GA: Stichwort WCCB: Wie stehen Sie zu dieser Geschichte?

Kloeppel: Als Bonner war ich fassungslos. Dass es in der Stadt von der Verwaltung bis in die Politik hinein möglich war, sich so über den Tisch ziehen zu lassen und Kontrollmechanismen nicht gegriffen haben, dass man erst so spät gemerkt hat, auf welch abschüssigem Pfad man sich da befindet, dies alles ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich bin gespannt, wie die Aufarbeitung des Ganzen vollzogen wird. Aber ich würde mir wünschen, dass man daraus lernt, wie man mit dem Geld der Steuerzahler umgeht. Da sehe ich nicht nur an dieser Stelle Defizite bei der Stadt, und das ist etwas, was mich schwer ärgert.

Zur PersonGeboren in Frankfurt am Main, studierte Peter Kloeppel in Göttingen Agrarwissenschaften. Nach den Besuch der Henri-Nannen-Journalistenschule begann er seine Arbeit bei RTL plus in Luxemburg.

Für RTL plus war er auch Studioleiter in Bonn, dann erster USA-Korrespondent des Privatsenders. Seit 1992 ist er Chefmoderator von "RTL aktuell", seit 2004 RTL-Chefredakteur. Kloeppel lebt mit seiner Frau und einer Tochter in Bonn.

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