Interview mit Luke Mockridge Lucky Luke

Der Bonner Comedian Luke Mockridge (25) hat seit dieser Woche eine eigene TV-Show. Auf Sat.1 präsentiert er jeweils freitags seinen persönlichen Wochenrückblick

Er ist "lucky", und er ist Luke. Der Titel seines Bühnenprogramms ("I'm lucky, I'm Luke") scheint dem Comedian aus Bonn-Endenich viel Glück zu bringen. Doch Luke Mockridge besitzt auch ein hohes Maß an Talent.

Der Sohn der Springmaus-Legenden Margie Kinsky und Bill Mockridge tourt mit Comedy durchs Land, bedient einen witzigen YouTube-Kanal, er hat einen Bestseller geschrieben und einen wichtigen Preis erhalten.

Seit dieser Woche moderiert er eine eigene TV-Show. Liane Rapp traf ihn beim Bühnengastspiel im Glashaus Herten zum Interview.

GA: Herr Mockridge sind Sie eine Rampensau?

Luke Mockridge: Ja, auf jeden Fall. Ich habe kürzlich den Film "Birdman" gesehen und mich total ertappt gefühlt.

GA: Wieso ertappt?

Mockridge: Ich konnte mich mit der Hauptfigur voll identifizieren. Der sagt: "Nur auf der Bühne weiß ich, wer ich wirklich bin." So geht es mir auch oft.

GA: Wie äußert sich das?

Mockridge: Auf Partys bin ich eher schüchtern und traue mich kaum, eine Story zu erzählen. Wenn aber 1000 Leute vor mir sitzen, macht mir das nichts aus.

GA: Und im Fernsehen? Sie haben jetzt immerhin eine eigene Show.

Mockridge: Wir haben die klassische Studiosituation mit 400, 500 Zuschauern, darunter viele Leute um die 20. In jeder Sendung sind ein, zwei bekannte Gäste dabei. Dann wird es Aktionen geben, wenn ich mich ans Klavier setze oder die Gitarre raushole. Einige Gäste werden mit mir Musik machen.

GA: Wie sieht das inhaltliche Konzept aus?

Mockridge: Wir greifen Themen auf, die viele Leute beschäftigen. Wenn es etwa um Pegida oder Griechenland geht, wollen wir Bezüge zum Leben unserer Zuschauer herstellen: Was ist da für mein Leben relevant? Insgesamt ist die Show eine bunte Mischung aus Stand-Up-Comedy, Einspielern und viel Musik.

GA: Schreiben Sie die Skripte?

Mockridge: Ja, mit drei Autoren, die ähnlich krank ticken. Sat.1 gibt uns große Freiheiten.

GA: Sie werden oft als "nicht erwachsen, nicht Kind" beschrieben. Was sind Sie wirklich?

Mockridge: Gut, der Beruf verlangt schon Disziplin, aber ich verdiene ja mein Geld damit, Quatsch zu machen. Also fühle ich mich irgendwie dazwischen.

GA: Ist das Motto "Ich will Spaß" nicht sehr oberflächlich?

Mockridge: Spaß ist doch nicht oberflächlich. Freude am Leben ist etwas Konstruktives. Viele Deutsche sehen alles viel zu pessimistisch: Jammern auf allerhöchstem Niveau. Ich will mit meiner Show auch deutlich machen: Guckt euch doch mal um, Leute, dieses Leben ist geil.

GA: Haben Sie dieses Lebensmotto vorgelebt bekommen?

Mockridge: Absolut. Meine Mutter, die 30 Jahre hart geplackt und neben dem Theater uns sechs Jungs groß gezogen hat, sagt jetzt: Ich mache nur noch das, worauf ich Bock habe. Sie ist mit ihrem Soloprogramm in ganz Deutschland unterwegs. Das finde ich großartig. Meine Eltern sind mir wirklich ein Vorbild.

GA: In welcher Hinsicht?

Mockridge: Weil sie in ihrem Beruf erfolgreich sind - und vor allem, weil sie unser Familienleben großartig gemanagt haben. Wir Kinder hatten nie das Gefühl, dass uns etwas fehlte.

GA: Sie haben in Kanada studiert, in London gelebt, den italienischen und den kanadischen Pass. Warum hat es Sie zurück ins Rheinland gezogen?

Mockridge: Hier bin ich groß geworden, hier fühle ich mich zu Hause. Ich sehe mich mehr als Deutscher. Das habe ich gemerkt, als ich woanders gelebt habe. Da hatte ich Heimweh. Kanada ist ein tolles Land, wir haben dort als Kinder immer unsere Sommerferien am See verbracht. Aber ab Oktober gibt's Schnee, bis April, das ist mir definitiv zu lange.

GA: Was haben Sie in Kanada alles gemacht?

Mockridge: Studiert. Aber vor allem habe ich das Musical entdeckt. Früher habe ich mich nie getraut, gegen meine Brüder anzustinken, die fast alle schon auf der Bühne gestanden hatten. Aber in Kanada, weit weg von Bonn und dem Theater meiner Eltern, habe ich mich getraut.

GA: Warum als Kind nicht?

Mockridge: Ich durfte bei kleinen Produktionen mitmachen, aber man hat mir nicht wirklich was zugetraut. Als klassisches Sandwichkind kam ich nie richtig zum Zug. Deshalb war die Zeit in Kanada wichtig - da hab ich herausgefunden, was ich kann.

GA: Ist der Schatten der Eltern groß?

Mockridge: Naja, bis vor einem Jahr hieß es immer: Mensch, bist du nicht der Sohn von Bill und Margie? Nun sprechen meinen Vater die ersten an: Ach, Sie sind der Vater von Luke. Cool! Das dreht sich gerade etwas. Ich liebe meine Eltern. Sie haben mir alles ermöglicht, was ging. Sie geben mir schon das Gefühl, dass sie toll finden, was ich mache.

GA: Wie äußert sich das?

Mockridge: Sie geben mir Ratschläge, springen aber nicht aus der Hose, wenn ich ihnen erzähle, dass ich einen Vertrag bei Sat.1 unterschrieben habe oder mein Buch in den Bestsellerlisten ist. Für sie ist das halt ein Job.

GA: Ist das ernüchternd?

Mockridge: Einerseits nimmt es dem Ganzen den Glanz, den Fernsehen und Bühne haben. Andererseits komme ich dadurch nicht auf blöde Gedanken, mich toller zu fühlen, als ich bin. Meine Eltern erden mich. Ich will nicht so ein Kotzbrocken werden wie so manch einer in diesem Business.

Luke MockridgeGA: Sie gelten als ein "Sprachrohr der Generation Y". Können Sie damit etwas anfangen?

Mockridge: Das liegt wohl auch daran, dass ich ein Vertreter der jungen Generation von Comedians bin, die auf Authentizität setzen. Ich meine: Die Zeit der Perücken und Kostüme ist vorbei. Ich habe einen Riesenrespekt vor dem, was manch einer geleistet hat. Erfundene Storys spinnen, ja, das ist lustig, aber ich finde es geiler, die Wahrheit abzubilden, auf der Bühne all das zu erzählen, was ich erlebe.

GA: Macht man sich damit nicht selber sehr transparent?

Mockridge: Ich habe nichts zu verbergen. Ich habe eine Meinung zu vielen Themen, und die sage ich auch. Dabei bin ich absolut ehrlich - und werde damit angreifbar.

GA: Gibt es einen Plan B, falls mit Quatsch nichts mehr zu verdienen ist?

Mockridge: Ich könnte es auch als Schauspieler versuchen, noch ein Buch schreiben, Musik machen, ein Musical oder ein Theaterstück inszenieren - irgendwas würde mir schon einfallen.

GA: Woher diese Zuversicht?

Mockridge: Meine Eltern haben uns Kindern die Message mit auf den Weg gegeben: Finde einen Beruf, den du liebst - und du musst nicht einen einzigen Tag in deinem Leben arbeiten.

GA: Und das funktioniert?

Mockridge: Das habe ich verinnerlicht. Ich arbeite nicht, sondern ich mache das, was mich glücklich macht. Das Leben ist einfach zu kurz, um etwas zu tun, worauf man keinen Bock hat.

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