Kommentar Wahlumfrage: Ansichtssache

Die Zufriedenheit im Wahlkampflager von Angela Merkel dürfte groß sein. In einer Studie geben die Bürger an, dass sie heute weniger Angst vor Politikerversagen haben als noch in den Jahren zuvor und attestieren der Bundeskanzlerin somit 16 Tage vor der Bundestagwahl indirekt, einen guten Job erledigt zu haben. Die Wirtschaftslage sei gut, also sinke auch die Sorge vor einer Überforderung der Politiker, erklären Politikwissenschaftler das überraschende Ergebnis.

Aber stimmt das auch? Was ist, wenn die Ängste der Wähler in diesem Punkt gar nicht gesunken sind, sondern vielmehr andere Schwierigkeiten inzwischen wichtiger für sie erscheinen? Betrachtet man die Ergebnisse der Umfrage, zeigt sich, dass vor allem Probleme, die den Wähler ganz persönlich treffen können, an den vorderen Stellen stehen. Probleme, die man selbst kaum in der Hand hat: Naturkatastrophen und Krankheit. Die Bilder von hochwasserüberfluteten Dörfern im Süden und Osten haben gezeigt, wie machtlos der Mensch gegenüber der Natur ist. Und die Angst, im Alter ein Pflegefall zu werden, sitzt tief. Wer soll sich dann kümmern und wie soll das bezahlt werden? Letzteres würde der SPD mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in die Hände spielen, der eine grundlegende Pflegereform, vor allem aber eine bessere Bezahlung von Krankenschwestern und Altenpflegern fordert.

Welche Schlüsse aus den Ergebnisse der Umfrage gezogen und womöglich in eine künftige Politik eingebaut werden, liegt also letztlich am Wähler.

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