US-Spione in Deutschland - Substanz und Symbolik

Kein Krimi, sondern Realität: Die Central Intelligence Agency (CIA) führt und bezahlt im Bundesnachrichtendienst (BND) einen Maulwurf. Als die Nachricht im Juli das Sommerloch füllte, war die Aufregung in Berlin groß.

Haben die Amerikaner mit der uferlosen NSA-Schnüffelei nicht bereits genug Porzellan zerschlagen? Hat Washington nicht zugehört, als die Bundeskanzlerin, nach dem Abzapfen ihres Mobiltelefons um eine Regierungserfahrung reicher, verkündete: Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht?

Wie es scheint, hat der Groll in der Bundesregierung mit etwas Verzögerung Wirkung gezeigt. Die CIA hält bei der Spionage gegen befreundete Länder in Europa vorläufig die Füße still(er). Der Besuch hochrangiger Amerikaner an der Spree zum Zwecke der Vertrauensbildung, von CIA-Direktor John Brennan bis zu Obamas Stabschef Denis McDonough, hat damit ein erstes konkretes Ergebnis gezeitigt.

Wie viel Symbolik und wie viel Substanz in der De-facto-Verzichtserklärung der Berufsneugierigen aus Langley steckt, muss sich allerdings erst noch weisen. Der globale Informationshunger des jährlich 50 Milliarden Dollar verschlingenden Geheimdienst-Apparates der USA ist gerade vor dem Hintergrund der Eskalation in Syrien und im Irak und der damit verbundenen Anschlagsgefahr eher größer als kleiner geworden.

Es wäre naiv zu glauben, Washington gehe sehenden Auges bei der inneren Sicherheit Risiken ein. Man wird sich nur nicht mehr bei der Dreistigkeit erwischen lassen, einen unvorsichtigen Agenten bei einem befreundeten Geheimdienst zu platzieren.

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