Kommentar Tunesien nach der Wahl - Chance am Mittelmeer

Tunesien ist ein Musterbeispiel dafür, dass in der muslimischen Welt demokratische Fortschritte möglich sind. In jenem nordafrikanischen Wüstenland, in dem vor knapp vier Jahren der "arabische Frühling" begann, fanden gerade die ersten regulären Parlaments- und Regierungswahlen statt.

Und zwar friedlich und ohne größere Zwischenfälle. Was bemerkenswert ist in einer brodelnden Region, wo in anderen Ländern die arabische Revolution in Chaos und Gewalt mündete.

Die Wahlergebnisse signalisieren, dass in diesem touristischen Mittelmeerland künftig nicht mehr, wie in der nachrevolutionären Übergangszeit, die moderate Islamisten-Bewegung Ennahda den Ton angeben wird, sondern die nichtreligiöse Nidaa-Partei. Eine beruhigende Nachricht vor dem Hintergrund, dass in Tunesien seit dem Umsturz 2011 eine schleichende Islamisierung der Gesellschaft zu beobachten war.

Europa sollte diese Chance nutzen und die noch wackelige demokratische Entwicklung in Tunesien tatkräftig unterstützen. Schließlich ist es im ureigenen Interesse der Europäer, dass sich die instabile Lage auf der anderen Seite des Mittelmeers nicht weiter verschärft.

Und dass die Demokratisierung Tunesiens vielleicht irgendwann einmal auch den arabischen Nachbarn als Vorbild dienen wird. Großzügige wirtschaftliche Hilfe und Investitionen sind im Falle Tunesiens gut angelegt. Gerade weil Armut, Arbeitslosigkeit und Wachstumsschwäche immer noch dafür sorgen, dass die junge Generation vom Auswandern nach Europa träumt.

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