Kommentar Steinmeiers Brasilien-Besuch - Handlungsreisender

Zu Gast bei einem heimlichen Champion. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier muss in Brasilien, Peru und Kolumbien keine kriegerischen Krisen lösen.

Aber ein globales Netzwerk will gepflegt sein. Lateinamerika ist ein riesiger Markt, gerade für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Mercosur, wie der gemeinsame Markt Südamerikas genannt wird, trifft Europäische Union. Oder auch: 280 Millionen Verbraucher treffen auf 380 Millionen Konsumenten. Das birgt Kaufkraft. Und Kaufkraft provoziert Innovation und Produktideen.

Brasilien, Mitglied der G20, strebt trotz aller wirtschaftlicher Probleme und sozialer Spannungen in den Klub der mächtigen Industrieländer, auch wenn es noch Schwellenstaat-Status hat. Wie sehr sich das größte Land Südamerikas strategisch ausrichtet, lässt sich auch an seiner Mitgliedschaft im Kreis der fünf Brics-Staaten ablesen.

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen, was Europäer und Nordamerikaner schon organisiert haben. Einen Raum gemeinsamer Wirtschafts-, Handels- und im Zweifel auch Sicherheitsinteressen. Denn: Wer miteinander handelt, bekriegt sich nicht.

Nun gut, Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff wird sich nicht auch noch in die Friedensgespräche in der Ostukraine einmischen. Aber ein partnerschaftliches Russland ist auch ihr lieber als ein kriegerisches. Vertrauen ist eine harte Währung. Europa und Lateinamerika leben gut damit. Doch wie jede Währung ist auch diese dem Risiko von Kursschwankungen ausgesetzt. Steinmeiers Visite dient dem Kurserhalt.

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