Kommentar Ruanda - Beschämend

Vor zwanzig Jahren wurden in Ruanda innerhalb von 100 Tagen mindesten 800.000 Menschen getötet. Der Völkermord der Hutu-Extremisten an den Tutsi und vielen moderaten Hutu bleibt nicht nur wegen seiner kaum vorstellbaren Bestialität in Erinnerung, sondern auch als Fanal für das Versagen der Weltgemeinschaft, insbesondere der Vereinten Nationen, die frühe Warnungen ignorierten, dem Morden tatenlos zusahen und die Friedenstruppen im Land sogar reduzierten, anstatt alles zu tun, um die Massaker zu stoppen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon tat deshalb gut daran, jetzt angesichts der Gräueltaten in der Zentralafrikanischen Republik an das einstige Versagen zu erinnern und die Mahnung "Niemals wieder!" zu erneuern. Aber hat die Weltgemeinschaft tatsächlich aus Ruanda gelernt?

Der Genozid hat zweifellos als Katalysator gewirkt für eine grundsätzlich größere Bereitschaft, vor innerstaatlichen Gewaltanwendungen nicht mehr die Augen zu verschließen, sich nicht mehr hinter dem vorgeschobenen, aber bequemen Argument der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten zu verstecken.

Aber es genügt, den Blick über die aktuellen Krisenherde schweifen zu lassen, um festzustellen, dass die Realität viel zu oft anders aussieht. Ob Syrien, die Zentralafrikanische Republik, Südsudan oder Kongo: Auf die UN, auf Hilfe von außen zu vertrauen, hilft den Menschen, die unter Morden, Vertreibungen, ethnischen Säuberungen oder Vergewaltigungen leiden, wenig. Es fehlt am politischen Willen. Und das ist beschämend.

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