Kommentar Prügelstrafe in Singapur - Gefährliche Naivität

Die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes sind deutlich: "In Singapur kann es auf eine Vielzahl von Delikten zu einer Verurteilung zur Todesstrafe kommen. Auch ziehen verschiedene Delikte eine Prügelstrafe nach sich", heißt es in den Empfehlungen. Und: "Strafrechtliche Verbote werden konsequent durchgesetzt."

Die beiden jungen Männer aus Leipzig, die gestern in Singapur zu monatelanger Haft und vor allem zu je drei Stockhieben verurteilt wurden, haben noch versucht, den Richter durch Reue mild zu stimmen. Vergebens.

Selbstverständlich: Aus deutscher Sicht erscheinen die Strafen in Relation zum Vergehen als drakonisch, die verhängten Stockschläge als mittelalterlich. In Deutschland war es ein langer Weg, das Sprayen von Graffiti überhaupt strafrechtlich verfolgbar zu machen.

Wie soll man das Verhalten der beiden jungen Männer bewerten? Naivität? Mutwille? Arroganz? Die Deutschen sind ein reisefreudiges Volk. Die rechtliche Liberalität hierzulande, unser rundumversichertes Leben verführt Reisende immer wieder zu Fehleinschätzungen, was die Verhältnisse in anderen Ländern angeht.

Selbst Touristen, die anders als die beiden Leipziger nur Land und Leute kennenlernen wollen, finden sich deshalb in manchmal lebensbedrohlichen Situationen wieder. Während in Deutschland über die Cannabis-Legalisierung diskutiert wird, wird in manchem südostasiatischen Land schon der Besitz von geringen Mengen mit dem Tod bestraft. Wer dort vor Gericht auf einen Westler-Bonus hofft, hofft oft vergeblich.

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