Kommentar Panik bei der Bahn
Dampfloks hortet die Bahn nur noch im Museum, Dampfplauderer hat sie dafür in ihren Führungsetagen jede Menge.
Die sind in Panik geraten, weil sie monatelang die Konkurrenz durch Fernbusse unterschätzt haben - ebenso wie ihre Vorgänger vor einem Jahrzehnt die Herausforderung der Billigflieger. Nun fangen sie an, durch Indiskretionen, ein wachsweiches Interview und Rätselworte auf einer Pressekonferenz ihr erfolgreichstes Kundenbindungsprogramm zu zerreden: die Bahncard.
Deren Prinzip ist jedem Kind zu erklären. Man zahlt eine - im Fall der Bahncard 50 saftige - Jahresgebühr. Dafür werden die Fahrkarten billiger, und das heißt: Wenn der Kunde sich konkret zwischen Zug, Bus und Flugzeug entscheiden muss, fällt die Wahl dank Bahncard öfter auf die Bahn, als es sonst der Fall wäre. Nun aber wird über "Kundenkonten" und angeblich nur "ergänzende Rabatte" schwadroniert und über ein verändertes Preissystem - als ob es nicht schon kompliziert genug wäre: Wieso ist der ICE von Köln nach Bochum teurer als der gleich schnelle IC, und wer durchschaut das System der Bahn-Bonuspunkte?
Hier darf Bahnchef Rüdiger Grube gern etwas ändern. Aber er sollte sich vor den Fehlern hüten, die branchenfremde Legionäre um seinen Vorgänger Hartmut Mehdorn Anfang des Jahrtausends in der Abwehrschlacht gegen Germanwings & Co. gemacht haben. Sie versuchten, die Bahnkunden mit Rabatten und Strafen zu Frühbuchern umzuerziehen und die spießige Bahncard zu schlachten. Noch so eine Riesendummheit kann sich die Bahn nicht leisten.