Kommentar Operation an alten Menschen - Falscher Zungenschlag
Der Stil der Debatte um eine würdevolle Biografie der Senioren ist in Deutschland nicht gerade hoch entwickelt. Spätestens seit der so kaltschnäuzigen wie hochnäsigen Äußerung des heute 32-jährigen CDU-Bundestagsabgeordneten Mißfelder, viele jüngere Bürger sähen nicht ein, dass 85-Jährige noch neue Hüft- und Kniegelenke eingesetzt bekommen, geriet ein delikater medizinischer Aspekt der Generationengerechtigkeit in das Scheinwerferlicht.
Dies ist eine Debatte mit falschem Zungenschlag. Natürlich wird es bis ins hohe Alter solche Operationen geben müssen. Voraussetzung ist, dass der Eingriff absehbar Linderung des Leidens bewirken kann. Die Gesundheit auch für Ältere darf nicht zu einer Kosten- und damit einer Neidfrage reduziert werden.
Zumal die Debatte an einem wesentlichen Problemkern vorbei zielt: Es geht um die Vermeidung solcher Operationen. Das kann durch gesundheitliche Vorbeugemaßnahmen geschehen, aber auch und gerade durch Beseitigung von Versäumnissen in den Krankenhäusern und den Pflegestationen. Die Zahl der Sturzopfer in Krankenhäusern und Pflegestationen wächst erheblich. Hier, so glauben Experten, sind erhebliche Einsparmöglichkeiten gegeben.
Es gibt einen nicht genügend beachteten Aspekt: 20 Millionen Wähler sind über 65 Jahre. Sie sind nicht nur ein Kosten-, sondern auch politischer Faktor, der erheblichen Druck entfalten kann. Die Tatsache, dass der Bundespräsident und die Kanzlerin vor dem Seniorentag sprechen, tragen diesem Umstand Rechnung,