Kommentar Norbert Röttgen und die CDU - Noch ein Rücktritt

Norbert Röttgen ist ganz ohne Zweifel eines der größten Talente in der Union. Trotz der krachenden Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen und auch nach dieser. Dennoch tritt man ihm nicht zu nahe, wenn man ihm eine gewisse Ungeduld unterstellt.

Diese Eigenschaft, die manche auch als zu großen Ehrgeiz abwerten, ist ihm jetzt wieder zum Verhängnis geworden. Die Schuld an der Wahlniederlage vom Mai nahm er mit seinem Rücktritt als Landesvorsitzender auf sich, noch ehe das genaue Ergebnis feststand. Er tat das auch in der Hoffnung, damit genug gebüßt zu haben und sein Ministeramt retten zu können.

Ein Fehlschluss, denn Angela Merkel hatte wohl nur auf die Gelegenheit gewartet, den Konkurrenten bei gegebenem Anlass aus dem Weg räumen zu können. Röttgen fügte sich in sein Schicksal, verzichtete auf Gegenattacken und begann eine neue Ochsentour an der Basis. In der Hoffnung, auch dadurch werde schnell Gras über das katastrophale Frühjahr wachsen.

Auch das war ein Irrtum. Denn auf seine Ankündigung, im Dezember für den Bundesvorstand kandidieren zu wollen, gab es eine Welle des Protests, nicht nur im traditionell Röttgen-kritischen Süden der Republik, sondern auch im eigenen Landesverband. Die Wunden, die die Niederlage geschlagen hat, sind längst nicht vernarbt.

Das heißt: Röttgen hätte schon im eigenen Landesvorstand Schwierigkeiten gehabt, nominiert zu werden. Er ist - wieder einmal - zu früh gestartet und hat gestern daraus die einzig mögliche Konsequenz gezogen. Zukunft offen.

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