Kommentar Nimptsch vs. Helmich - Belastung für die Zukunft

Bonn · Darf man das? Ist es in Ordnung, wenn der Generalintendant des Bonner Theaters den Oberbürgermeister, also seinen Dienstherrn, im Streit um die hohen Kulturkosten in aller Öffentlichkeit einen "einsamen Sektierer auf einem sinnlosen Kreuzzug" nennt? Klare Antwort: Nein, das ist es nicht.

Bernhard Helmich hat in Bonn ein schweres Erbe als Nachfolger von Klaus Weise angetreten, der nicht mehr bereit war, den vorgegebenen Sparkurs bei Oper und Theater umzusetzen. Helmich muss in den nächsten Jahren mit einem gedeckelten Budget auskommen, weil die Stadt Bonn die unausweichlichen Tarifsteigerungen beim Personal nicht mehr zusätzlich übernimmt - er muss diese Kosten also anderswo einsparen.

Und das wird mittelfristig nicht alles sein. Eine Stadt, die schon jetzt mit 1,6 Milliarden Euro verschuldet ist, kommt um Kürzungen im gesamten Kulturetat, der bis 2017 auf sagenhafte 61,5 Millionen Euro anschwillt, auf keinen Fall herum. Vor allem dann, wenn sie spätestens ab 2020 den Betrieb eines neuen Festspielhauses mitfinanzieren will und soll.

Das weiß wahrscheinlich auch der Generalintendant. Dass ihn gerade deshalb die immer wiederkehrenden, nicht abgestimmten Spar- und Fusionsvorstöße von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch nerven, ist ja nachvollziehbar. Aber das Stadtoberhaupt derart massiv und persönlich anzugreifen, ist nicht nur stillos, sondern auch unprofessionell.

Zum einen, weil es dem Bonner Image nach außen schadet. Und zum anderen, weil das Verhältnis zu Nimptsch damit als vollständig zerrüttet gelten muss. Für die anstehenden Veränderungsprozesse beim Theater ist das eine Belastung, selbst wenn Helmich darauf spekulieren sollte, dass Jürgen Nimptsch im nächsten Jahr nicht wieder zum Oberbürgermeister gewählt wird. Die öffentliche Attacke mag den Zorn des Bernhard Helmich abgekühlt haben. Seinen Mitarbeitern und der Stadt hat er damit keinen Gefallen erwiesen.

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