Kommentar Missbrauch in der katholischen Kirche - Denkzettel

Die Bemühungen der katholischen Kirche bei der Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen sind nicht zu übersehen. So ließ Benedikt XVI. Normen im Kirchenrecht verschärfen. Die Entlassung Hunderter Priester in den Laienstand in den vergangenen Jahren ist ein positives Signal.

Außerdem hat der Vatikan selbst vielversprechende Programme zur Prävention auf den Weg gebracht, um sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche zu verhindern. Papst Franziskus hat zudem eine Kommission zum Schutz vor Missbrauch berufen.

Trotzdem ist der gnadenlose Bericht des UN-Kinderrechtsausschusses ein begrüßenswerter Denkzettel für die katholische Kirche. Denn er listet auf, was alles noch zu tun ist in der Aufarbeitung. Ein schwerwiegender, aber absolut nachvollziehbarer Vorwurf lautet, die katholische Kirche halte weiter schützend ihre Hand über die Täter. Eine Bestrafung nach kanonischem Recht und die Versetzung in den Laienstand sind innerkirchliche Vorgänge, die den Anspruch der Opfer auf Sühne völlig außer Acht lassen.

Will die Kirche aber wirklich glaubwürdig werden im Hinblick auf die Aufarbeitung von Missbrauch, muss sie selbst gnadenlos werden. Die Täter müssen nicht nur entlassen oder versetzt werden, sie müssen konsequent der ordentlichen Justiz übergeben werden.

So entspricht es auch den geltenden Vorschriften in Deutschland. Die Auslieferung der schuldigen Mitbrüder ist eine grausame Vorstellung für viele Priester. Wesentlich grausamer wäre jedoch, den Anspruch der Opfer auf Gerechtigkeit weiter zu ignorieren.

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