Kommentar Kein Trost

Heute vor 75 Jahren brach im Deutschen Reich ein staatlich gelenkter Terrorsturm los, wie es ihn seit Jahrhunderten nicht gegeben hatte. Das menschenverachtende Regime der Nationalsozialisten zeigte unverhohlener denn je seine hässliche Fratze. Seine Opfer: deutsche Bürger jüdischen Glaubens.

Heutzutage wird in vielen Orten der Bundesrepublik die Erinnerung an jene schrecklichen Ereignisse in der Nacht vom 9. November und den darauffolgenden Tagen wachgehalten. Engagierte Gruppen pflegen das Gedenken an den Nazi-Pogrom - mit finanzieller und personeller Unterstützung durch staatliche Stellen.

Denn anders als in vielen anderen Ländern stellen sich in der Bundesrepublik staatliche Institutionen und Bürger dem dunkelsten Kapitel ihrer Vergangenheit. Dennoch beschleicht einen immer wieder ein ungutes Gefühl, wenn man von antisemitischen Vorfällen Einzelner oder Gruppen bei Behörden wie Polizei und Bundeswehr hört. Nicht zuletzt die unglaubliche Pannenserie bei den Ermittlungen gegen die NSU-Terroristen ist skandalös.

Denn neben den Straftaten von Extremisten gibt es da eben auch die ganz alltägliche Judenfeindlichkeit in der Mitte der Gesellschaft. Erschreckend ist die neueste Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte. Demnach sehen sich Juden in Europa einem wachsenden Antisemitismus gegenüber. In Deutschland seien die Ängste der rund 120 000 hier lebenden Juden nicht ganz so groß wie in Frankreich und Ungarn, heißt es in der Umfrage. Ein Trost ist das nicht.

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