Übergriffe am Kölner Hauptbahnhof Hilflos

Köln · Symbolträchtig ist es allemal, wenn reihenweise junge Frauen auf einem der zentralsten Plätze der Stadt vor dem Wahrzeichen Kölns begrapscht, beraubt und in einem Fall sogar vergewaltigt werden.

Mit Vehemenz wehrt sich die Polizei gegen den Vorwurf, es gebe rechtsfreie Räume in dieser Stadt. Doch zumindest am Silvesterabend gab es sie. Und die Hilflosigkeit der Polizei wirkt erschreckend.

Die Rhetorik der Verantwortlichen erinnert verblüffend an den missglückten Polizeieinsatz bei der Hogesa-Demonstration Ende 2014 am Breslauer Platz, als dort etwa 4000 Hooligans und Rechte gewütet hatten. Auch damals sei die Eskalation nicht absehbar gewesen, die Polizei hatte sich von der Übermacht der Gegner überrumpeln lassen.

Tausend Tatverdächtige, die vor dem Bahnhof über Feiernde herfallen, bedeuten nun in der Tat eine nie erlebte Dimension der Kriminalität und zugleich eine Brüskierung des Rechtsstaats. Durch Videoüberwachung soll nun eine Wiederholung dieser Vorfälle verhindert werden. An Karneval, dem Fest der Maskierung, hilft das jedoch nur bedingt weiter. Einem derartigen Ansturm von Kriminellen wird die Polizei nur mit mehr Personal begegnen können.

Wenn im Herzen der Stadt bereits drei Stunden vor dem Jahreswechsel 500 potenzielle Verdächtige beobachtet werden, ist die Bilanz der Polizei - trotz massenhaft verübter Straftaten keine einzige Festnahme - nicht nachvollziehbar. Ebenso unverständlich bleibt, warum die Polizei am Neujahrstag kein Wort zu den Vorgängen mitgeteilt hat. Einmal mehr ist die Kölner Polizei in Erklärungsnot.

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