Ausstieg der USA aus Klimaschutzvertrag Global asozial

Meinung | Washington · Donald Trumps Entscheidung, dass die USA das Pariser Klimaschutzabkommen verlassen, löst ein Fremdschämen neuer Dimension aus. Ein Kommentar von GA-Redakteur Wolfgang Wiedlich.

Ein bisschen wirkt US-Präsident Donald Trump im fragilen Netz internationaler Beziehungen wie ein Mensch, der im Kontrollzentrum eines Kernkraftwerks mit einer Machete den Ausgang sucht. In einem Wort: verloren. Was die westliche Führungsmacht für einen Staatschef hervorgebracht hat, löst in der weltweit größten Klimaforschungsnation zwischen Stanford, Princeton und Harvard ein Fremdschämen neuer Dimension aus. Denn das amerikanische Populismus-Experiment findet nicht irgendwo im Nirgendwo statt, sondern in der realen Welt. Und nun konfrontiert Trump diese mit einer Art global asozialem Verhalten: dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen.

Die Führer anderer Nationen suchen noch nach einer "Bedienungsanleitung" für einen, den sie so noch nie vor sich hatten. Einer, der sich die Komplexität der Welt mit einem groben Hobel zurechtstutzt; der durch fremde Länder stolziert, als wären sie Teile seiner Firma; der glaubt, dass sein Land ein eigener Planet sei - mit einer eigenen Atmosphäre, mit eigenem Klima und Wetter.

War es schon mit den USA ohne Trump schwer genug, den internationalen Klimaschutz zu organisieren, so erscheint es jetzt auf den ersten Blick fast aussichtslos. Es sei denn, die anderen Nationen sparen beim Ausstoß von Treibhausgasen den US-Anteil zusätzlich ein. Auf den zweiten Blick bleibt ihnen nichts anderes übrig, denn tatsächlich gibt es nur einen Planeten, auf dem die USA gerade einmal 6,6 Prozent der Landfläche belegen, 5,1 Prozent der Weltbevölkerung stellen, aber 18 Prozent der klimaschädlichen Weltemission freisetzen.

Auf den dritten Blick könnten alle anderen davon profitieren. Denn während Trump Steinzeit-Technologien wiederbelebt und seine Wähler aus der Kohlezeche jubeln lässt, erarbeiten sich andere Nationen beim Verlassen der fossilen Ära einen Technologie-Vorsprung. Geradezu unmoralisch ist, dass Trumps USA nichts in den Klimafonds einzahlen wollen, um Dritte-Welt-Staaten die Klimaanpassung zu erleichtern oder Schäden zu kompensieren, den der American Way of Life über Jahrzehnte mitverursacht hat, als China noch ein Treibhausgas-Zwerg war.

Wahrscheinlich kommt es ganz anders. Die USA sind kein monolithischer Block, einige Metropolen und Bundesstaaten werden eisern am Klimaschutz festhalten. Auch sieht es nicht danach aus, als fühlten sich andere Nationen nun ermuntert, den beschwerlichen Weg der Entkarbonisierung zu verlassen. Ganz im Gegenteil.

Trump provoziert die Welt zu einer Jetzt-erst-recht-Reaktion. Vielleicht lassen Klima-Chronisten im Jahr 2030 Trump zu einer Fußnote schrumpfen: Da gab es noch letzte Kohlekämpfer und einer hieß... Doch zur ganzen Wahrheit von heute gehört, dass viele Staaten nur einen "Klimaschutz"-Sticker tragen,weil es tatsächlich zu mehr nicht reicht. Leider gehört das Deutschland der "Klimakanzlerin" Angela Merkel auch dazu.

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