Gesundheitspolitik: Falsche Hoffnungen

Es ist, wieder einmal, ein gut gemeintes Gesetz. Das Gesundheitswesen könnte stark entlastet werden, wenn weniger Menschen rauchten, mehr Menschen sich mehr bewegten und gesund ernährten und wenn so Volkskrankheiten eingedämmt würden.

Und da unzweifelhaft die Umstände, in denen wir leben, krank machen können, ist es logisch, dort anzusetzen: am Arbeitsplatz, in der Schule, am Wohnort. Naheliegend also, dass der Staat sich darum kümmern will. Und genau da aber fängt das Problem an. Das Präventionsgesetz von Gesundheitsminister Hermann Gröhe tut nur so, als ob der Staat sich kümmere. Tatsächlich wäre es eine Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass unsere Lebensbedingungen nicht krank machen. Dazu zählt: Das Leben in Quartieren, die keinen sozialbedingten Stress verursachen, gesunde Arbeitsbedingungen. Darauf hinzuwirken ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gröhe bürdet sie freilich der Versichertengemeinschaft auf - Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Diese Maßnahmen sprengen allerdings den Rahmen der Krankenkassen und müssten steuerfinanziert werden.

Und selbst dann bleiben Fragen. Vor allem diese: Ist nicht der Haken aller Präventionsbemühungen, dass sich immer diejenigen angesprochen fühlen, die ohnehin auf ihre Gesundheit achten? Die längst Aufgeklärten können nun bald bezuschusst Frühsport betreiben oder sich das Rauchen abgewöhnen. Schön für sie, aber teuer für alle. Gesundheit entsteht auch aus Eigenverantwortung. Das Gesetz weckt da falsche Hoffnungen.

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